Wenn er die Ski an den Füssen hat, dann hält ihn nichts mehr auf dem Boden. Fabian Bösch (21) wirbelt durch die Lüfte, wie es weltweit kaum einer kann: Slopestyle-Gold an der WM 2015 und der Big-Air-Triumph an den X-Games in Aspen 2016 sprechen eine deutliche Sprache.
Und auch abseits der Piste startet der Engelberger durch. Mit seinem Rolltreppen-Video wurde er vergangenen Winter bei Olympia in Pyeonchang zum Star, US-Speed-Queen Lindsey Vonn wollte ihn treffen. Erst das Norovirus bremste ihn kurz vor dem Wettkampf.
Doch Bösch hat auch eine bodenständige Seite. Fernab von Olympia-Glamour, Medaillenehren und Social-Media-Ruhm heisst es für ihn früh aufstehen, in die Überhosen steigen und die Hände schmutzig machen. Der Freeskier jobbte zuletzt nach der Saison jeweils in einer Auto-Werkstatt. «Ich bin eigentlich kein Autofan», sagt Bösch. «Ich habe einfach einen Job gesucht. Eigentlich wollte ich etwas mit Holz machen.»
«Mache einfach die kleinen Sachen»
Doch da gabs keine Arbeit und so landete er in der Autogarage von Daniel Portmann. «Fabian macht seine Sache sehr gut», lobt der Chef. Obwohl Bösch den Beruf gar nicht gelernt hat: «Ich mache einfach die kleinen Sachen: Öl wechseln, Pneu wechseln, Autos waschen, solche Dinge.»
Die alten Kollegen freuen sich über das Wiedersehen, als Bösch mit BLICK in der Werkstatt vorbeischaut. Ebenso wie der Chef: «Er hat uns sehr geholfen», sagt Portmann. «Von mir aus ist er jederzeit wieder willkommen.»
Ein bisschen warten müssen sie in Engelberg aber noch auf ihre Garagen-Hilfskraft. Nach den X-Games am vergangenen Wochenende steigt ab dem 31. Januar in Park City im US-Bundesstaat Utah die WM der Freeskier und Snowboarder. Ein Höhepunkt für Bösch – auch wenn er nicht weiss, wie sein Können bei den Wettkampf-Punktrichtern im Big Air und beim Slopestyle ankommt.
Zehn Fahrstunden nach Salt Lake City
Zuletzt war genau das ein Problem. «Mit meiner Leistung bei den X-Games bin ich sehr zufrieden», meldet Bösch aus Kalifornien. Dort trifft sich die X-Games-Fraktion mit dem Rest der Schweizer WM-Delegation.
«Auch wenn ich nicht in den Final gekommen bin, weil die Punktrichter offensichtlich meinen technischen Stil nicht geschätzt haben.» Dem will er dennoch treu bleiben. «Ich habe mit dem Quad Cork 1980 einen Trick drauf, den sonst niemand kann. Wenn ich den im Big Air sauber stehe, müsste es eigentlich gut aussehen. Eigentlich!»
Rund zehn Fahrstunden dauert die Fahrt von Südkalifornien in die Mormonen-Metropole Salt Lake City für Bösch und die Schweizer Teamkameraden. Im Minibus, trotz neuem Auge fürs Auto nicht das Lieblingsgefährt des Freeskiers. «Die Oldtimer haben es mir angetan. So ein alter Ford oder Chevy, das hätte schon etwas.» Eine wartungsintensive Fahrzeugwahl. Aber beim Reifen- und Ölwechsel macht ihm auch da garantiert niemand etwas vor.