An der Freestyle-WM in Aspen fliegen die Slopestyle-Künstler mit dem Wind um die Wette. Ein Flugspektakel mit Seitenböen, die die Athleten zum Teil gefährlich nahe an die seitlichen Fangnetze wehen. Und eine Sturzparade, die nicht selten grossen Ärger bei den Gestürzten auslöst, die unter den stürmischen Bedingungen lieber gar keine Starterlaubnis erhalten wollen.
Das ist nicht der Fall bei Andri Ragettli – der trotzt dem Sturm wie ein tief verwurzelter Baum. Und in einem ultraspannenden Finish des Wettkampfs ist er nicht nur sturm-, sondern auch äusserst nervenfest: Als Zweiter nach dem zweiten Run zieht der Bündner als vorletzter Starter bei der letzten Chance sein Programm eiskalt durch. Mit 90,65 Punkten, knappe 1,10 Punkte vor Colby Stevenson (USA), setzt er den zu diesem Zeitpunkt noch führenden Alexander Hall enorm unter Druck. Und der Amerikaner bleibt nicht so cool wie der Schweizer, ihn verweht es gar noch zurück auf Platz 3.
Die lange Wartezeit, bis die Kampfrichter entschieden haben, hat sich gelohnt: Ragettli sichert sich seine erste Medaille an Weltmeisterschaften – und dass es gleich die goldene wird, ist sensationell! «Ich musste mich am Schluss verbessern und dass mir das gelang, ist absolut umwerfend», freut er sich und dankt beinahe ausser sich vor Glück seinen Trainern und seiner Familie. Und der Jury, die ihn für sein Können so fair belohnt hat.
2 Runs verpatzt
So fand sich Mathilde Gremaud zwischenzeitlich nicht behandelt. Unzufrieden schüttelt sie den Kopf, nachdem sie – ebenfalls als Zweite – bei widrigen Verhältnissen in den dritten und letzten Run geschickt wird. Der Lauf der 21-jährigen Fribourgerin misslingt ebenso wie der erste – so bleibt es bei Rang 2, den sie sich zum Glück mit einer sicheren Mittel-Vorstellung gesichert hat. Auch für Gremaud, die schon bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang Silber holte und dreimal bei den X-Games im Big Air triumphierte, bedeutet dieses Silber die erste WM-Medaille.
Eileen Ailing Gu ist indes unerreichbar: Die erst 17 Jahre junge Chinesin, die am Vortag schon Gold in der Halfpipe abräumte, gewinnt deutlich vor allen Final-Konkurrentinnen die Goldmedaille. Die Kanadierin Megan Oldham wird Dritte.
Was für ein Schweizer Slopestyle-Tag in Aspen! Er wäre nur noch zu toppen gewesen, hätte Kim Gubser, der zweite Schweizer im Final, nicht im letzten Durchgang eine noch bessere Klassierung vergeben. Letztlich bleibts bei Rang 5.
Scherrer Dritter, Hablützel Vierter
Die Freestyle-WM ist auch für die Snowboarder in der Halfpipe aus Schweizer Sicht ein Erfolg. Bei den Männern sichert sich Jan Scherrer mit 87.0 Punkten Bronze. Es ist die erste Medaille für den 26-jährigen Toggenburger an einem Grossanlass.
Der 24-jährige Zürcher David Hablützel zeigt ebenfalls eine starke Leistung und wird Vierter – das beste WM-Resultat der Karriere auch für ihn.
Überlegener Weltmeister wird der Japaner Yuto Totsuka (96,25) vor Silber-Gewinner Scotty James (AUS).
Bei den Frauen dominiert die Amerikanerin Chloe Kim den Wettkampf in der Halfpipe. Mit 93,75 Punkten wird sie Weltmeisterin vor Maddie Mastro (USA, 89,00) und Queralt Castellet (Sp, 87,50).