Eisschnellläufer Livio Wenger trotzt allen Widerständen
«Medaillen müssen jetzt das Ziel sein»

Livio Wenger ist der einzige Schweizer Eisschnellläufer auf Top-Niveau. Der aufgestellte Krienser hat Grosses vor – trotz oder gerade wegen der nicht perfekten Vorbereitung auf die neue Saison.
Publiziert: 09.11.2023 um 20:21 Uhr
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Frohnatur Livio Wenger ist trotz Schlüsselbeinbruchs im Juli positiv gestimmt für die neue Saison.
Foto: Sven Thomann
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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Angefangen hat Livio Wenger (30) als Kind im Inline-Skating. Seit mittlerweile fast zehn Jahren läuft er im Eisschnelllauf-Weltcup vorne mit, ist in diesem Sport ein Weltklasse-Athlet, das Schweizer Aushängeschild. Ein 0815-Profi? Nicht Wenger. 

Wo er sich befindet, da sind gleichzeitig auch spezielle Geschichten. 2020 steckte er in der Zeit der Coronapandemien in Guatemala fest, dem Heimatland seiner Freundin. Eine Erfahrung, die ihn prägte.

Nach Olympia 2022 in Peking schob er den Start der Saisonvorbereitung einen Monat raus, er musste den Kopf lüften. Im Sommer, in der Zeit, in der man für den Winter schwitzt, geht er jeweils wettkampfmässig dem Inline-Skating nach, seiner Leidenschaft. 

Schlüsselbein futsch nach Trainingssturz

In diesem Jahr? Da gabs nicht gleich wieder ein verrücktes Abenteuer. Doch ganz ohne Turbulenzen ist auch die diesjährige Saisonvorbereitung nicht verlaufen. Wenger hat sich im Juli bei einem Trainingssturz in Italien das Schlüsselbein gebrochen. «Meine Freundin war die einzige Person, die auf der Bahn dabei war. Sie hat sofort gemerkt, dass ich Unterstützung brauche, und mich auch zu Hause aufgemuntert.» Er habe etwas an Kraft und Schnelligkeit eingebüsst, sei jetzt aber wieder fast bei 100 Prozent, so Wenger. 

Die Verletzung ist zum ungünstigsten Zeitpunkt gekommen. Denn für die neue Saison, die am Freitag in Ohibiro (Japan) beginnt, hat Wenger Grosses vor. «Ich bin jetzt mittlerweile an einem Punkt, an dem ich sagen kann: Ich will immer ganz nach vorne, auch einmal ein Rennen dominieren. Gold, Silber, Bronze – das müssen jetzt die Ziele sein», sagt Wenger. 

Vor allem im Massenstart gehört er längst nicht mehr zu den Jägern, sondern zu den Gejagten. Das macht ihn stolz. «Wen man sieht, dass andere jetzt zu einem hochschauen, ist das schon irgendwie ein cooles Gefühl.»

«Weltmeister werden» – von klein auf sein Traum

Auf der Webseite der Frohnatur ist ein Video aus dem Jahr 2004 zu finden. Das Schweizer Fernsehen begleite Wenger an ein Rennen im Inline-Skating. Auf die Frage, was denn sein Ziel sei, antwortete der damals elfjährige Knirps: «Ich will Weltmeister werden».

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Bislang ist dieser Traum noch nicht in Erfüllung gegangen, es soll aber in dieser Saison so weit sein. «Wenn man als Athlet nicht das Maximum herausholen möchte, ist man am falschen Ort. Und das Maximum ist in dieser Saison die WM Mitte Februar in Calgary.» 

Bis dahin dürfte er nach dem Schlüsselbeinbruch wieder bei den angesprochenen 100 Prozent des Leistungsvermögens sein. So wie Wenger eben ist, kann er der suboptimalen Saisonvorbereitung auch Gutes abgewinnen. Durch die Verletzung konnte er im Sommer an vielen Schrauben drehen.

Wenger hat unter anderem ein neues Schlittschuh-Setup und neue Taktiken ausprobiert. «Ich will die bevorstehenden Weltcuprennen auch als eine Art Training nutzen und die Einzelheiten verinnerlichen, die ich im Sommertraining angeschaut habe. Und dann bin ich zuversichtlich, dass je länger, je mehr alles zusammenpasst.» 

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