Noè will vom Guetzle nichts wissen. Die Flammen im Kamin sind viel spannender. Immer wieder tapst der Anderthalbjährige zum flackernden Feuer – seine Eltern Sarah und Jan van Berkel müssen ihn davon abhalten, mit dem Händchen an den heissen Ofen zu fassen.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Bruder Tim (bald 4) darf noch einmal Holz nachlegen, dann kann es endlich losgehen. Mami Sarah (39) ehemalige Eiskunstläuferin, hat extra Teig vorbereitet. Im Holzhaus der Familie im Kanton Aargau ist von Weihnachten zwar nicht so viel zu spüren. «Wenn keine Deko vorhanden ist, können die Jungs sie auch nicht abräumen», meint Sarah van Berkel pragmatisch. Doch ein paar feine Guetzli dürfen auch hier nicht fehlen.
Neues Familienleben nach dem Spitzensport
Es sind die ersten Weihnachten für die Familie van Berkel ohne Spitzensport und Trainingspläne. Im Juli ist Papi Jan zurückgetreten – mit einem letzten Sieg beim Ironman Switzerland in der Tasche. «Ich bin fein mit dem Rücktritt und fühle mich in meinem neuen Leben angekommen», erzählt Jan van Berkel, 37. Er hat eine neue Aufgabe gefunden. Seit Oktober arbeitet er für ein Start-up in Zürich, 80 Prozent. Er hilft mit, eine App zu entwickeln, die Menschen animieren soll, sich mehr zu bewegen. Wer mitmacht, kann Punkte sammeln und diese dann einlösen und sich so neue Laufschuhe, ein Coaching oder einen Startplatz bei einem Wettkampf verdienen. Also ein Belohnungssystem für viel Bewegung. «Eigentlich hat sich gar nicht so viel geändert», meint er lachend. «Auch jetzt möchte ich bewirken, dass möglichst viele Menschen Sport treiben.»
Trotzdem musste sich die Familie erst neu finden – nicht nur wegen Jans Rücktritt, auch wegen des Starts als vierköpfige Familie nach der Geburt von Noè. Zwar würden beide viel arbeiten, erzählt Sarah van Berkel, während sie versucht, den Teig aus einem Veloförmchen zu pulen. Vieles sei aber auch lockerer geworden. «Jan hatte früher nie frei, auch nicht an den Wochenenden. Heute ist es nicht so schlimm, wenn er wegen ein paar unruhiger Nächte der Kinder mal nicht so gut schlafen kann.» – «Und ich darf die Guetzli endlich auch mal essen», wirft dieser lachend ein. Als Triathlet musste er oft auf Kohlenhydrate verzichten.
Der Sport gehört weiterhin zum Alltag
Der Sport hat in der Familie weiterhin einen hohen Stellenwert. Jan fährt dreimal pro Woche mit dem Velo ins Büro nach Zürich, das sind immerhin 40 Kilometer pro Weg. Und Sarah steht wieder vermehrt auf dem Eis – sie hat die Betreuung des Eiskunstlauf-Nachwuchses und der Schweizer Topläuferinnen und -läufer bei «Art on Ice» übernommen. Zudem unterstützt sie die Beachvolleyballerinnen Anouk Vergé-Dépré und Joana Mäder in der Medienarbeit. Und sie co-kommentiert bei SRF die Eiskunstlauf-Übertragungen. «Wir sehen uns heute eher weniger als früher. Das hat aber nicht nur mit Jans Rücktritt zu tun – ich verbrachte auch einen sehr langen Mutterschaftsurlaub und war in dieser Zeit oft zu Hause.»
Die Guetzli sind ausgestochen, Tim flitzt durchs Haus und präsentiert seine Spielzeuge. Sarah schiebt das Blech in den Ofen. Weihnachtsrituale pflegt die Familie van Berkel bisher nicht, dafür sind die Kinder noch zu klein. «Wir werden aber mit unseren Familien essen, und die Kinder bekommen kleine Geschenke», verrät Sarah. Auch Neujahrsvorsätze hat das Paar keine gefasst. «Wir müssen noch im neuen Alltag zurechtkommen, uns immer wieder kleine Auszeiten schaffen. Das hat im Moment Priorität.»