Lukas Britschgi gewinnt an der Eiskunstlauf-EM in Tallinn sensationell die Goldmedaille! Der 26-Jährige zeigt eine tolle Kür, die mit 184,19 Punkten belohnt wird – und nach mittelmässigem Kurzprogramm gar zum Europameistertitel reicht. Nach diesem hatte Britschgi nämlich nur gerade den 8. Platz belegt.
Von der sensationellen Aufholjagd ist Britschgi selbst überrascht. «Es tut mir wirklich leid, dass ich keine Rede vorbereitet habe. Ich weiss nicht, was sagen», sagt der sichtlich überrumpelte Britschgi nach dem feststehenden Sieg. «Danke für die unvergessliche Nacht. Als ich aufs Eis ging, hatte ich wegen eurer Unterstützung Hühnerhaut», so der Schaffhauser weiter – der auch gleich eine Partynacht ankündigte.
Nicht einmal Lambiel gelang das
Britschgi, der von sich selber sagt, dass er kein Talent ist, zeigt in der Kür eine nahezu fehlerfreie Leistung. Mit 184,19 Punkten verbessert er die eigene Bestleistung, aufgestellt beim 6. Rang an der letztjährigen WM, um 3,51 Punkte. Damit ist er im zweiten Wettkampfteil klar der Beste.
Mit dem Total von 267,09 Punkten distanzierte Britschgi den zweitplatzierten Italiener Nikolaj Memola um 4,48 Punkte. Der Franzose Adam Siao Him Fa (257,99), nach dem Kurzprogramm Erster, fiel in den 3. Rang zurück und verpasste den dritten EM-Titel in Serie.
Vor Britschgi gewann erst ein Schweizer den EM-Titel. Dies war Hans Gerschwiler im Jahr 1947. Selbst der zweifache Weltmeister Stéphane Lambiel schaffte es nicht, das oberste EM-Podest zu besteigen. Er gewann dreimal die Silbermedaille.
Britschgi schlägt sich schon länger mit Knieproblemen rum
Die Leistung von Britschgi ist umso höher einzustufen, als er schon lange mit Knieproblemen kämpft – die Patellasehne ist seit mehr als einem Jahr gereizt. Momentan halten sich die Schmerzen in Grenzen, weshalb Britschgi im Januar erstmals seit einem Jahr wieder voll trainieren konnte. Zuvor hatte er etwa 60 Prozent des normalen Umfangs absolvieren können.
Trotz der nicht optimalen Vorbereitung ging Britschgi mit einem guten Gefühl in die EM. Er sagte aber auch: «Ich erwarte keine Medaille.» Die Voraussetzungen nahmen mental etwas Druck von ihm, und nach dem 8. Rang nach dem Kurzprogramm hatte er erst recht nichts mehr zu verlieren. «Die einzige Möglichkeit war, anzugreifen und jeden Sprung sauber zu machen», so Britschgi, der in Oberstdorf unter Erfolgscoach Michael Huth trainiert. «Ich bin stolz auf mich, das Team und alle, die mich unterstützt haben.»