Die Emotionen kochen hoch in Genf. Weil die Stadt den Posten des sportlichen Leiters des Eislauf-Klubs nicht Ex-Eiskunstlauf-Star Stéphane Lambiel (31) und dessen Mentor Peter Grütter (74) übertragen hat, sondern Vanessa Gusmeroli (Fr, 37), WM-Bronze-Gewinnerin von 1997.
Diese Wahl stösst den Eislaufschülern sowie deren Eltern sauer auf. Sie wehren sich. Die aufgebrachten Klub-Mitglieder lancieren eine Petition. Und machen ihrem Ärger Luft: Sybille Bonvin, die Leiterin des Genfer Sportamtes, bekam gemäss der «Tribune de Genève» sogar Mord-Drohungen!
Sami Kanaan, Mitglied des Verwaltungsrates der Stadt Genf und zuständig für Kultur und Sport, stellt sich zwar hinter Bonvin, versucht aber gleichzeitig, die hitzige Stimmung zu entschärfen, die Parteien zu vereinen. Denn ein Grund, weshalb die Bewerbung Gusmerolis derer von Lambiel/Grütter vorgezogen wurde, ist die von ihr angestrebte Vereinheitlichung. Bis anhin bildeten die fünf Trainer, zu denen Gusmeroli und Grütter gehören, ihre Schüler autonom, nach ihrem Stil und zu unterschiedlichen Stunden-Ansätzen aus. Die Stadt habe laut Kanaan mit der Wahl der Französin diesbezüglich mehr Transparenz bieten wollen.
Weshalb Lambiel zudem nicht zum Zug kam: Sein fehlendes Trainer-Diplom von Swiss Olympic. Der zweifache Weltmeister und Olympia-Silbermedaillen-Gewinner ist empört und enttäuscht zugleich. Lambiel, der in Japan weilt, wird in der «Tribune de Genève» zitiert: «Es ist sehr hart für mich, zu erfahren, dass ich für diesen Job nicht qualifiziert genug sein soll. Es stimmt, dieses Diplom fehlt mir noch.» Aber er sei dabei, es zu erlangen und werde in rund drei Jahren soweit sein.
Nur: Auch Gusmeroli besitzt es nicht, «bei ihr wurde einfach das französische Diplom für gleichwertig befunden», weiss Lambiel, der zudem die Lehrmethode seines Mentors Grütter verteidigt. «Ihm verdanke ich meine Karriere.»