Gleich beim ersten Element ihres Kurzprogramms zermanscht Meagan Duhamel ihrem Partner, der sie auffangen will, mit dem Ellbogen die Nase. Blut strömt über Radfords Gesicht. Der beisst auf die Zähne, die zum Glück noch heil sind, gemeinsam schweben sie in Moskau weiter übers Eis.
Platz 7 und eine gebrochene Nase sind das Resultat – das Paar kommt glimpflich davon. Denn in dieser Sportart, die so elegant, leichtfüssig, beschwingt und musikalisch untermalt so romantisch wirkt, gibt es viel bösere Unfälle.
Zum Beispiel eine Kufe im Kopf. Die Russin Elena Bereschnaja lag 1996 wochenlang im Koma, nachdem ihr Oleg Schljachow seinen Schlittschuh bei der Waagepirouette in den Schädel gebohrt hatte.
Blutig wurde es auch 2002, als die Dänin Mikkeline Kierkgaard nach einem Zusammenprall beim Training bewusstlos aufs Eis sackte. Drei Jahre später beendete sie wegen chronischer Kopfschmerzen ihre Karriere.
Aber nicht nur der Körper ist nach einem Unfall angeknackst – oft auch die Psyche. Bei einem Eislaufpaar geht das blinde Vertrauen verloren. «Dabei ist die Schuldfrage völlig fehl am Platz», sagt der deutsche Startrainer Ingo Steuer.
Der ehemalige Europa- und Weltmeister weiss, wovon er spricht: Durch einen brutalen Check seiner langjährigen Partnerin Mandy Wötzel trug auch er schon eine gebrochene Nase davon.
Der Paarlauf wird im eisigen Kampf um die Wertungspunkte immer gefährlicher. Um das Schlimmste bei Stürzen aus drei Metern Höhe zu verhindern, gibt Steuer den jungen Athleten einen Grundsatz weiter: «Erst die Partnerin retten, dann sich selbst.» Bedeutet: Bevor sie aufs Eis knallt, muss er sich drunterwerfen.
Aber auch das kann schiefgehen: 1999 kollabierte der Amerikaner Paul Binnebose unter der Last von Laura Handy. Sein Schädel brach beim Aufprall, Zuschauer hörten das Knacken. Einen Monat lang lag der Junioren-Vizeweltmeister im künstlichen Schlaf. Es gab kein Comeback.