Alina Pätz' letzter Stein im Final symbolisiert den grandiosen Auftritt der Schweizerinnen an der EM. Pätz hat eine äusserst schwierige Aufgabe, um den eigenen Stein gültig werden zu lassen. Sie muss ihn über einen seitlich im Haus liegenden eigenen Stein spielen und hoffen, dass er danach die Richtung und die Kraft hat, um den versteckt in der Hausmitte liegenden italienischen Stein zurückzustossen. Es gelingt. Der Schweizer Stein liegt zuletzt ein, zwei Zentimeter näher am Zentrum.
Die mit der Zürcherin Elena Mathis auf der dritten Position spielenden Italienerinnen wehren sich als Aussenseiterinnen im Final bravourös. Mit ihrem einzigen Zweierhaus der Partie gleichen sie im 9. End zum 5:5 aus.
Im 10. End nutzen die Schweizerinnen den Vorteil des letzten Steins für einen triumphalen Sieg, mit dem sie ihre während der ganzen Woche gezeigten überragenden Leistungen krönen. «Am Schluss sah es nicht wirklich gut aus. Wir hatten zum Glück noch zwei Optionen. Der Stein von Alina hat knapp gereicht. Es ist ein unglaubliches Gefühl», gibt sich Skip Tirinzoni gegenüber SRF erleichtert.
Trauma überwunden
Über die elf Spiele des gesamten EM-Turniers gesehen, waren Carole Howald, Selina Witschonke, Silvana Tirinzoni und Alina Pätz vom CC Aarau mit Abstand das beste der zehn Teams. Alle Zahlen und Statistiken sprechen deutlich dafür.
2018 standen Silvana Tirinzoni und Alina Pätz – damals noch mit Melanie Barbezat und Esther Neuenschwander im Frontend – in Tallinn ebenfalls mit 10:0 Siegen in den EM-Final. Sie mussten sich aber von den Schwedinnen um Skip Anna Hasselborg 4:5 bezwingen lassen.
Erster EM-Titel seit neun Jahren
Diesmal haben sie mit 11:0 Siegen den eigenen Rekord gebrochen und mithin die längste je von einem Schweizer Frauenteam an Europameisterschaften aufgestellte Siegesserie etabliert. Die Schweizerinnen sind überdies das erste Team seit Anette Norbergs Schwedinnen vor 18 Jahren, das ohne Niederlage Europameister wird.
An den Weltmeisterschaften haben verschiedene Schweizer Frauenteams seit 2012 acht von elf Titeln akquiriert. An Europameisterschaften sind sie erstmals seit neun Jahren wieder erfolgreich. Die Flimserinnen um Skip Binia Feltscher triumphierten 2014 in Champéry. (SDA/mab)