Goldcurlerin Alina Pätz
Siegerkuss des Freundes muss noch warten

Skip Alina Pätz (25) erobert mit ihrem Curling-Team sensationell WM-Gold. Nun drückt sie ihrem Freund Sven Michel die Daumen bei den Männern. So tickt unsere Weltmeister-Curlerin.
Publiziert: 29.03.2015 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:28 Uhr
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Alina Pätz mit ihrem Spielgerät.
Foto: Benjamin Soland
Von Marc Ribolla

Ein WM-Titel aus heiterem Himmel bei der ersten WM-Teilnahme bringt viel Rummel mit sich. Das spürt Curling-Weltmeisterin Alina Pätz in den letzten Tagen seit dem Gold-Coup in Sapporo (Japan) am vergangenen Sonntag.

Da kommt die Ruhe der Curlinghalle Urdorf ZH, wo die 25-Jährige zum Gespräch einlädt, gerade recht. Das Eis ist schon abgetaut, die Spielfeld-Markierungen entfernt – es herrscht Sommer-Pause.

«Ich brauche noch ein paar Tage, bis ich realisiert habe, was passiert ist. Aber es ist schön, dass das Curling als Randsportart wieder in den Mittelpunkt gerückt ist», sagt Pätz.

Mit einem 5:3 über Kanada im Final führte sie als Skip ihr Team Baden Regio Halter mit Nicole Schwägli (28), Marisa Winkelhausen (26) und Nadine Lehmann (24) zu WM-Gold.

Die Zürcherin hat selbstredend viele Gratulationen und Glückwünsche erhalten. «Plötzlich hört man so wieder etwas von Menschen, von denen man schon lange nichts mehr gehört hat. Das freut mich», sagt die Teamleaderin.

Alina stammt aus einer Curling-Familie

Alina Pätz ist der dritte Schweizer Weltmeister-Skip nach Mirjam Ott (2012) und Binia Feltscher (2014) innert dreier Jahre. Wie erklärt sie diese Erfolge? «Wir haben eine starke Konkurrenz national. Ich sehe das trotz des Druckes positiv, weil so das Spielniveau steigt. Du weisst: Wenn du an eine EM oder WM fährst, dass du dich schon gegen starke Schweizer Gegner durchgesetzt hast», sagt Pätz.

Ihr Vorbild ist die ehemalige Top-Curlerin Mirjam Ott (45), die auch Coach des jungen Pätz-Teams ist. «Sie bringt uns taktisch und spielerisch enorm viel und weiss auch, wie man mit schwierigen Situationen umgeht», beschreibt Alina Otts wichtige Arbeit.

Das Curling nimmt einen grossen Teil in ihrem Leben ein. Mit sieben Jahren machte Alina in Urdorf ihre ersten Erfahrungen mit Stein und Besen. Sie stammt aus einer Curlingfamilie, ihr Vater spielt seit Jahren und auch Bruder Claudio (27) ist aktiv und wurde 2013 Europameister.

Pätz studiert im zweiten Semester an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen BE und macht dort den Master-Abschluss in Spitzensport. Drei Tage pro Woche ist sie dort, hat ein Zimmer, um nicht immer pendeln zu müssen.

«Ich geniesse die Atmosphäre, man lebt dort spürbar für den Sport», sagt sie über Magglingen. Zusätzlich arbeitet die gelernte Bankkauffrau zwei Tage pro Woche in Zug bei einer Agentur für Athleten-Betreuung. Hinzu kommt das Curling-Training.

«Wir trainieren einmal wöchentlich als Team entweder in Baden oder Bern und individuell täglich auf dem Eis sowie Ausdauer und Kraft», beschreibt Pätz den gefüllten Alltag.

Als Ausgleich geht sie im Sommer nach der Arbeit manchmal auf den Golfplatz für eine Runde zusammen mit Ott. Aber auch Reisen oder ein Kino-Abend gehören zu ihren Lieblingsaktivitäten.

«Wir sind via Facetime immer in Kontakt»

Und dann gibt es in ihrem Leben auch noch einen Freund: Sven Michel (26). Auch er spielt Curling, war 2014 an Olympia in Sotschi als Schweizer Skip und nimmt nun ab Samstag als Alternate mit dem Team Bern an der Männer-WM in Halifax (Kanada) teil.

Deshalb hat er Alina noch keinen WM-Siegerkuss geben können. «Aber wir sind via Facetime immer in Kontakt. Er hat sich sehr gefreut für mich. Ich werde die WM-Spiele sicher auf Youtube live schauen, wenn es geht, und die Daumen drücken», sagt Pätz.

Ein ähnlicher Coup, wie ihn die Frauen schafften, dürfte schwierig werden. Die Spitze bei den Männern sei noch enger beisammen, meint sie.

Für ihr Team ist übrigens noch nicht ganz Saisonende. Nächste Woche gehts nach Toronto zu einem wichtigen Turnier, bevor dann in St.Gallen das letzte Turnier vor der Sommerpause ansteht.

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