Trainer Plozza über den tragischen Tod von Steven Holcomb
«Selbstmord schliesse ich aus»

Neun Jahre trainierte Sepp Plozza Bob-Olympiasieger Steven Holcomb (†37). Dass dieser sich das Leben genommen haben könnte, kann er nicht glauben.
Publiziert: 09.05.2017 um 14:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:12 Uhr
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Bob-Star Steven Holcomb gewann 2010 im Vierer Olympia-Gold. Zudem konnte er vier Weltmeistertitel erobern.
Foto: Getty
Mathias Germann

Neun Jahre lang war Sepp Plozza Trainer von Bob-Olympiasieger Steven Holcomb (†37). Kaum einer kannte den sensiblen Amerikaner, der am Samstag in seinem Zimmer im Trainingszentrum in Lake Placid (USA) tot aufgefunden wurde, so gut wie der Engadiner. Umso betroffener ist er nun. «Als ich davon erfahren habe, war es ein Schock. Komplett unerwartet.»

Nach der Autopsie gibt es erste ­Resultate. Gerichts­mediziner Francis Whitelaw sagt: «Wir haben Flüssigkeit in seiner Lunge gefunden.» Eine definitive Todesursache ist das aber noch nicht, weitere Untersuchungen folgen. Immerhin: Drogen oder Fremdeinwirkung könnten bislang ausgeschlossen werden, so Whitelaw.

«Körperlich war er gut drauf»

Für Plozza, der Holcomb vor vier Wochen noch bei Fahr- und Materialtests unterstützte, ist klar: «Selbstmord schliesse ich aus.» Dafür sei es seinem Ex-Schützling zuletzt zu gut gegangen. «Nach seiner Augenoperation sah er besser als ich. Körperlich war er gut drauf, das Material passte, und Olympia 2018 stellte ein grosses Ziel dar», so Plozza.

Aber wie sah es in Holcombs Kopf aus? In seiner ­Autobiografie «But Now I See: My Journey from Blindness to Olympic Gold» gab er 2012 zu, an Depressionen gelitten zu haben. 2007 versuchte er gar, sich das Leben zu nehmen. Plozza: «Klar, Steven war ein introvertierter Mensch. Aber ich hätte es gespürt und ihn gefragt, wenn etwas nicht gestimmt hätte – und auch eine Antwort bekommen.»

Spekulieren will Plozza, der Holcombs Vater flüchtig kannte, nicht. «Irgendetwas ist passiert. Aber nicht mit Absicht.» Man müsse nun ­einfach warten. Einfach sei das für ihn nicht. «Er war ein ­einzigartiger Athlet, vor ­allem aber ein wundervoller Mensch.» Die Beerdigung will Plozza besuchen. «Um mich verabschieden zu können. Das wäre mir wichtig.»

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