In kaum einer Sportart hat die Schweiz eine so reiche und schillernde Tradition wie im Bob. Diese jahrzehntelange Erfolgsgeschichte hat am Fuss der Natureisbahn in St. Moritz ihren fixen Platz: Im Bob-Museum in Celerina.
BLICK besucht mit Michael Vogt (22) die Sammlung von historischen Schlitten, denkwürdigem Material, skurriler Ausrüstung und Erinnerungen an legendäre Piloten. «Hier war ich noch nie», sagt Vogt staunend – dabei ist der Schwyzer Bob-Pilot drauf und dran, selber dereinst seinen Platz im Museum zu erhalten.
Vogt fährt zwar erst die zweite Saison im Weltcup. Aber er hat sich beim Total-Neuaufbau im Schweizer Bob-Sport mit lauter jungen Piloten als Nummer 1 etabliert. Er ist einer der Hoffnungsträger, dass dereinst die museumswürdige Bob-Geschichte weiter geschrieben wird.
Mit seinem dritten Rang in La Plagne bricht Vogt diese Saison den Bann: Erster Schweizer Weltcup-Podestplatz seit zwei Jahren. Vogt setzt nach der langen Durststrecke die Schweizer Bob-Tradition von Podestfahrten fort. Und nun setzt sich der Schwyzer im Bob-Museum gleich selber mitten in die Historie.
Nun ist die junge Generation an der Reihe
In einer alten Ausrüstung («Die Hose juckt ein wenig…») bekommt Vogt leibhaftig einen Eindruck, unter welch prekären Bedingungen die Bob-Helden früher den Eiskanal runtergerast sind. «Ein heutiger Start in diesen Schuhen? Unvorstellbar!», sagt Vogt lachend mit Blick auf die schweren Eisen-Leder-Ungetüme an seinen Füssen. «Aber aus Spass würde ich gerne einmal mit einem alten Schlitten fahren.» Zur Auswahl stünden Bobs aus der Urzeit – nicht viel mehr als ein Holzschlitten. Dann diverse Modelle mit Lenkrädern. «Das wäre mir etwas zu gewagt», sagt Vogt, «aber ab der Bob-Generation mit Steuerseilen würde ich eine Fahrt jederzeit zutrauen.»
Der gelernte Polymechaniker aus Wangen SZ schaut sich auch die Bilder einiger Legenden genau an: «Erich Schärer, Ekkehard Fasser und Hans Hiltebrand kenne ich alle persönlich, sie sind auch im Bobclub Zürichsee.» Drei Piloten, die viel zu den bisher 108 Schweizer WM-Medaillen beigetragen haben.
Nun ist an der WM in Altenberg die junge Generation an der Reihe. Vogt und Simon Friedli fahren dieses Wochenende das Zweier-Rennen, eine Woche danach gehen Vogt und Timo Rohner mit den grossen Schlitten in die Bahn. Vogt: «Das Ziel sind die Top-Ten.» Medaillen sind keine zu erwarten. Aber Bob-Lehrling Vogt hat mit seinen 22 Jahren noch viele Winter Zeit, sich ins Museum zu fahren.