Auf die Biathleten kommen spezielle Zeiten zu. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Weltcup-Saison komplett auf den Kopf gestellt. Bis Mitte Januar gibt es nur gerade drei Wettkampfstätten, dafür wird in Kontiolahti (Fi), Hochfilzen (Ö) und Oberhof (De) gleich jeweils an zwei Wochenenden hintereinander gestartet. Während zwei Wochen sind die Athleten in einer Bubble mit Tests alle drei Tage. Für die Schweizer Crew wirds noch extremer: Fast alle müssen sich dem Pärchen-Zwang aussetzen.
Swiss Ski setzt auf Mini-Blasen innerhalb der grossen Corona-Blase. Die Zimmerpartner sind die ganze Zeit unzertrennlich zusammen, Kontakt zu anderen Pärchen ist nicht vorgesehen. Die Sportler-Paare schlafen im gleichen Zimmer, essen zusammen, sollen gemeinsam an die Wettkampfstätte, trainieren miteinander. Immer zu zweit. Der Vorteil ist klar: Bei einem positiven Corona-Fall fällt nicht das ganze Team aus, sondern nur ein Duo.
Es gibt kein Entrinnen, nicht einmal Einkaufen ist erlaubt
Der Nachteil? Fehlende Abwechslung. «Ich werde ganz sicher den Kontakt zu den anderen Teamkolleginnen vermissen, auch zu Sportlerinnen aus den anderen Nationen», sagt Lena Häcki. «Man redet, man scherzt. Der Austausch wird mir fehlen.»
Die Teamleaderin lebt seit Dienstag, als vor der Abreise die Coronatests am Flughafen erfolgten, im Pärchen-Zwang mit Irene Cadurisch. «Kein Problem», sagen beide. «Wir verstehen uns super.»
Irene sei eine super Zuhörerin. «Wenn ich meinen Frust loswerden will, ist sie da», sagt Häcki. Cadurisch meint: «Lena hat ein sehr feines Gespür dafür, wie sie auf mich reagieren muss und sie unterstützt mich super.»
Aber eben, so lange zusammengepfercht zu sein, kann auch an der Stimmung nagen. Sie können zum Beispiel nicht einfach mal raus, um einkaufen zu gehen oder die Wäsche waschen. «Wenn wir etwas brauchen, müssen wir uns melden», sagt Häcki. Der Biathlon-Verband IBU ist dann mit seinen Mädchen für alles zur Stelle und macht die Besorgungen.
«Ich muss ihr sagen, dass sie Kopfhörer aufsetzen soll»
Wo liegt bei den Beiden das grösste Potenzial für einen Streit? «Am meisten geht Lena auf die Nerven, wenn ich diskutieren will. Das mache ich sehr gerne, da muss sie manchmal Stopp sagen», sagt Cadurisch. Häcki hingegen, die auch der Zimmer-DJ ist, schaut immer mal wieder Videos via Youtube ohne Kopfhörer. Cadurisch: «Da muss ich ihr regelmässig sagen, dass sie die Kopfhörer aufsetzen soll.»
Das ist sowieso das Rezept der Beiden für ein harmonische Zusammensein. Häcki: «Wir respektieren uns gegenseitig und kommunizieren miteinander. Es ist wichtig, etwas zu sagen, bevor einen die andere zur Weissglut treibt.»