Das Lachen kann sie sich nicht verkneifen, als Selina Gasparin an ihre Anfänge im Biathlon denkt. «Ich habe früher daheim auf einer Wiese Scheiben aufgestellt. Die standen aber so krumm, ich wusste jeweils nicht, ob es bei Fehlschüssen nun am Schuss lag oder an der Scheibe. Das war alles völlig amateurhaft. Und ich musste jeweils an einem Schnürchen ziehen, um die Scheiben wieder zu öffnen.»
Es sind Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit. Denn spätestens seit dieser Saison werden die Schweizer Biathletinnen von niemandem mehr belächelt. Drei Podestplätze mit der Staffel schauten heraus und am Ende Rang zwei in der Gesamtwertung. Lena Häcki holte ihr erstes Weltcup-Podest, Aita Gasparin knackte erstmals die Top 10. Und Selina Gasparin liess ihre Klasse ebenfalls noch einmal aufblitzen. Beim letzten Rennen im finnischen Kontiolahti kletterte sie erstmals nach vier Jahren wieder aufs Podest.
Früher erlebte Staffel immer Peinlichkeit
Der Aufschwung bei den Schweizer Biathlon-Frauen macht die zweifache Mutter extrem stolz. «Ja voll», antwortete sie diesen Winter darauf angesprochen. «Ich bin seit 2004 dabei im Biathlon. Aber ich war lange allein. Wie es sich seither entwickelt hat, ist gewaltig. Das sind mega Fortschritte in allen Bereichen und ich habe alles hautnah miterlebt. Das macht mich schon stolz.»
Lange gab es für die Schweizerinnen nicht einmal die Möglichkeit, eine Staffel zu stellen. «Und als wir das geschafft hatten, ging es zwei Jahre lang nur darum, nicht überrundet und aus dem Rennen genommen zu werden», erinnert sich die 35-Jährige.
Ein wichtiger Baustein im Erfolgs-Puzzle ist die Biathlon-Arena in Lenzerheide. Anders als bei ihr damals ist nun gar nichts mehr amateurhaft. «Das ist alles viel professioneller, läuft voll elektronisch. Wegen dieser Anlage bin ich hierher umgezogen. Die ist mega wichtig.»
Starker Nachwuchs drängt in Weltcup
Und sie ist auch einer der Gründe dafür, dass sich Selina Gasparin sehr auf die Schweizer Biathlon-Zukunft freut. Dank den Top-Trainingsbedingungen wächst ein enorm starker Nachwuchs heran.
«Die Erfolge werden mehr und mehr kommen», ist sich Mami des Erfolgs sicher. «Man sieht bei den Junioren, wie die richtig Druck machen und auch im Schiessen schon sehr stark sind.» Bald würden die Youngsters im Weltcup auftauchen. Aber anders als vor 16 Jahren Gasparin. «Die kommen dann nicht und laufen dann einfach mal mit. Sie werden von Anfang an um Weltcuppunkte mitlaufen und voll dabei sein.»