Ob der Vorgesetzte bei diesem Anblick seine Freude hat? Beim formellen militärischen Gruss mit der rechten Hand hat Elisa Gasparin jedenfalls noch viel Steigerungspotenzial. Der kleine Finger macht noch, was er will, vom korrekten Tragen des Berets ganz zu schweigen.
Doch das Grüssen soll in Zukunft auch nicht die Kernkompetenz der Biathletin sein. Vielmehr soll die 22-jährige Bündnerin zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Aita (20) die zukünftigen Schweizer Grenzwächter und Grenzwächterinnen körperlich auf Trab halten.
Denn die beiden Sportlerinnen haben seit dem 1. November einen neuen Job. Elisa und Aita sind beim Grenzwachtkorps (GWK) mit je einem 50-Prozent-Pensum angestellt.
«Wir sind aber keine Grenzwächterinnen, weil wir keine Ausbildung machen. Unsere Aufgabe ist es, den Aspiranten und Aspirantinnen Sportunterricht zu geben oder auch das Grenzwachtkorps bei Anlässen zu repräsentieren», sagt Elisa.
«Für den Weltcup-Winter sind wir freigestellt»
Die Olympia-Achte von Sotschi im Sprint hat letztes Jahr eine Ausbildung zur Fitness-Instruktorin erfolgreich abgeschlossen. Aita bestand diesen Sommer die Matura an der Academia Engiadina.
«Ich habe mich vor drei Jahren schon als Grenzwächterin beworben, aber den Ausbildungsplatz damals nicht bekommen. Nun hat es anderweitig geklappt. Es hiess, dass dies praktisch eine ‹Jahrhundertausnahme› sei und ein Einzelfall», erläutert Elisa die Hintergründe.
Der Job gibt den Gasparin-Schwestern auch eine zusätzliche finanzielle Sicherheit neben dem Biathlon. Während Elisa und Aita als zivile Mitarbeiterinnen beim GWK beschäftigt sind, ist die älteste Schwester Selina (30), in Sotschi Olympiazweite im Einzel, schon seit einigen Jahren reguläre Grenzwächterin.
Wie verträgt sich Elisas und Aitas Job mit Arbeitsort Bern mit den sportlichen Wettkämpfen? «Wir sind vom November bis März ganz freigestellt für die Weltcup-Rennen und werden jeweils während des Sommers arbeiten. Erstmals wohl im April», sagt Elisa.
Einen ersten «Arbeitstag» hat sie kürzlich aber schon abbuchen können. «Wir nahmen Mass für die Anfertigung der Uniform, die wir erhalten, weil wir nun auch an der Zollmeisterschaft teilnehmen können. Wir lernten unseren Chef kennen und erfuhren, was unsere Aufgabe genau sein wird», schildert Elisa den Einführungstag in Bern Mitte November.
Anschliessend gings weiter in den hohen Norden für den letzten Schliff an der Form. Denn ab Sonntag gilt die volle Konzentration wieder ganz dem Biathlon. In Östersund (Schweden) beginnt die Weltcup-Saison 2014/15 mit einer Mixed-Staffel.
Weil Selina diesen Winter wegen einer Babypause aussetzt, schlüpft Elisa (letzte Saison im Gesamtweltcup 54.) in die Rolle der Teamleaderin im Schweizer Frauenteam.
Kein einfaches Unterfangen, denn die Vorbereitung war nicht optimal. Sie leidet an einer schmerzhaften Nervenentzündung (Morton Neurom) im linken Fuss, musste teilweise auf das Skitraining verzichten. Es ist ein stetes Auf und Ab, eine wirksame Therapie gibt es nicht. «Ich hoffe, es wird nicht schlimmer», sagt Elisa.