Lebensgefahr beim Training
Bären-Terror im rumänischen Biathlon-Camp

Biathlon hat in Rumänien einen schweren Stand. Der frühere Juniorenweltmeister Dmitrii Shamaev (28) packt über die widrigen Bedingungen aus, die er erdulden muss. Zuoberst auf der Liste: ständige Gefahr von Bären-Attacken.
Publiziert: 14.08.2023 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2023 um 18:30 Uhr
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Dmitrii Shamaev geht seit 2021 für Rumänien an den Start.
Foto: imago/Newspix24
Emanuel Staub

Biathlon weckt in Rumänien nicht gerade die Begeisterung der Massen. Der Sport hat im Lande Draculas mit schwierigen Voraussetzungen zu kämpfen. Biathlet Dmitrii Shamaev (28) beschwert sich in einem Interview mit MatchTV über die unprofessionellen Umstände, denen er und seine Teamkollegen ausgesetzt sind. Der gebürtige Russe ist zweifacher Juniorenweltmeister (2014 und 2016), seit 2021 tritt er international aber für Rumänien an.

In seiner ersten Saison unter neuer Flagge verhalf er der rumänischen Herrenstaffel bei den Wettkämpfen von Östersund (Sd) direkt zum ersten Top-10-Platz im Biathlon-Weltcup. Trotz dieses Erfolges und weiteren achtbaren Resultaten (unter anderem zweimal Top 20 im IBU-Cup und 10. Platz in der Single-Mixed-Staffel an den Weltmeisterschaften), dürften Shamaev mittlerweile Zweifel an seinem Entscheid zum Nationenwechsel gekommen sein. Denn: Als Biathlet ist in Rumänien viel Leidensbereitschaft gefragt.

Ständige Gefahr durch Bären

Insbesondere die mangelhaften Trainingsbedingungen setzen den Athleten zu. Auf den Übungsstrecken lauern viele Risiken — von ahnungslosen Touristen, die mit Autos die Route blockieren, bis hin zu wilden Raubtieren. «Jede Trainingseinheit kann deine letzte sein», klagt Shamaev. Spezielle Gefahr geht von den Bären aus, die die Biathleten bei Anbruch der Dunkelheit terrorisieren.

«Die Bären rennen hier wie Hunde durch die Strassen», so Shamaev. «Wenn wir nach dem Abendessen alle auf unsere Zimmer gehen und es dunkel wird, kommen die Bären raus. Sie laufen dort entlang, wo wir eine Stunde vorher noch trainiert haben, und suchen nach Nahrung.» Aus diesem Grund meide er die Trainingsanlage möglichst – zwischenzeitlich kehrte er gar nach Russland zurück. Doch auch dort gelingt die Vorbereitung auf die neue Saison nur bedingt, da er sein Biathlongewehr nicht über die Grenze nehmen darf. «Ich trainiere wie ein Langläufer.»

Wenig Ansehen für den Sport

Nicht nur müssen die rumänischen Biathleten dem Tierreich trotzen — sie haben auch mit fehlender Anerkennung für ihre Leistungen zu kämpfen. «Biathlon ist in Rumänien der unpopulärste Sport überhaupt», sagt Shamaev. Werde er nach seinem Beruf gefragt, wüssten viele nicht einmal, was Biathlon genau sei. Auch das Fernsehen zeigt wenig Interesse an der Sportart, Berichterstatter aus Rumänien sind an den Rennen nie dabei. «Während Reporter aus anderen Ländern in der Mixed-Zone ihre Athleten befragen, gehen wir einfach durch. Auf uns wartet nie jemand.»

Finanzielle Reize gibt es für die rumänischen Wintersportler ebenfalls keine. Shamaev verzeichnet gar ein Minusgeschäft: «Ich habe 2500 Euro gewonnen und wahrscheinlich 4000 bis 5000 Euro nur für meine Ski ausgegeben. In der rumänischen Nationalmannschaft geht quasi mein ganzes Gehalt für das Training, das Material und die Reisekosten drauf.»

Wahrlich keine rosigen Perspektiven. Aufgeben kommt für ihn allerdings nicht infrage. Sein Ziel: eine Medaille an den Europameisterschaften. «Bis ich dieses Ziel erreicht habe, werde ich keine Pause machen.» Bärenstarke Mentalität.

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