Der Druck, der auf Dorothea Wierer lastet, ist immens. Sie ist der grosse Star der Biathlon-WM in Antholz. Sie ist in unmittelbarer Nähe aufgewachsen, keine 10 km entfernt. Alle wollen Wierer siegen sehen. Und die 29-Jährige hält dem Druck stand.
Nach Silber mit der Mixed-Staffel letzte Woche holt sie am Sonntag Gold in der Verfolgung. Es ist ihre insgesamt 8. WM-Medaille. Die Wierer-Festspiele im Südtirol sind voll lanciert.
«Es ist ein Wahnsinnsgefühl, mich vor eigenem Publikum zur Weltmeisterin zu küren. Ich wusste, dass ich gut schiessen musste, um hier etwas zu holen. Das ist mir gelungen», sagt die Antholz-Heldin. «Der Druck hier ist sehr gross, doch jetzt bin ich erleichtert. Es war sehr emotional, heute ist ein ganz spezieller Tag.»
Hype um Wierer
Dabei braucht es nicht einmal eine Heim-WM für einen Hype um Wierer. Ganz egal, wo der Biathlon-Zirkus Halt macht: Die Italienerin ist der alle überragende Star der Szene. Die extrovertierte Athletin hat Anhänger in jeder Nation, die sich auch nur annähernd für Biathlon interessiert.
Und die Fans verfolgen von ihr auf Social Media jeden Schritt. Über 450'000 Fans folgen ihr auf Instagram. Kaum ein anderer Biathlet kann da mithalten – egal ob Mann oder Frau. Einzig Martin Fourcade (433'000) stösst in ähnliche Bereiche vor.
«Ich habe anderes gemacht und hatte viele Partys»
«Ich versuche, Spass zu haben im Leben», sagt sie in der «Gazzetta dello Sport». Es ist ihre oberste Maxime. Und so gibt es für sie neben dem Sport Vieles mehr. Schon immer. Als Juniorin dachte sie noch nicht an eine professionelle Karriere. «Ich habe anderes gemacht, ich hatte Spass und viele Partys. Aber am Ende hatte ich ein gewisses Talent.»
Ihr Leben ist rasant. Dank einem Sponsor ist sie seit dieser Saison mit Helikopter unterwegs, reist von einem Weltcup-Ort zum nächsten. Auch das ist einmalig im Biathlon-Zirkus. «Nach dem, was mit Kobe Bryant passiert ist, habe ich jetzt ein wenig Angst», gesteht sie. Doch ihre Lebensqualität habe dieser Service deutlich verbessert.
Team-Zoff vor der WM
Die leichte Art von Dorothea Wierer passt aber nicht allen. Vor allem weil sie damit auch noch Erfolg hat. Vor der WM gab es sogar Zoff mit Teamkollegen Lisa Vittozzi. Die 25-Jährige äusserte in einem Interview ihren Ärger über die WM im Vorjahr, als Wierer in der Staffel krank Forfait gab, um dann am nächsten Tag Gold im Massenstart zu gewinnen. Wierers Antwort: «Ich war ein wenig schockiert und ein wenig enttäuscht. Ich habe eigentlich gedacht, dass wir Freundinnen sind.»
Das sitzt. Wierer, die auch drauf und dran ist ihren Sieg im Gesamtweltcup zu verteidigen, kann es sowieso egal sein. Der Erfolg gibt ihr Recht. Und wer weiss, wie viel Edelmetall bei ihrer Heim-WM noch dazu kommt.