Mütter sind im Biathlon-Sport weit verbreitet. Fast jede Nation hat ihre Athletinnen, die ein Kind haben. In der Schweiz hat Selina Gasparin (34) diese Rolle inne, ist seit Februar 2015 Mami von Leila.
«Ich war im Weltcup in den letzten Saisons selten das schnellste Mami», sagt die Bündnerin, die 2014 in Sotschi Einzel-Olympia-Silber gewann. Nun geht sie aber noch einen Schritt weiter. In knapp einem Monat erwarten Selina und ihr Mann Ilja Tschernussow ihr zweites Kind.
Während der letzten Monate hat Gasparin im Zuge der Schwangerschaft ihre Saison-Vorbereitung umstellen müssen. «Ich habe im Frühling bewusst keine Pause gemacht und war unmittelbar nach der Saison für fünf Wochen im Norden im Schneetraining. Denn ich wusste, dass ich nun im Sommer und Herbst weniger intensiv trainieren kann», sagt die Biathletin.
Matte mit Loch für den Bauch
Schritt für Schritt hat Gasparin das Trainings-Pensum reduziert. Während das Stehendschiessen auch hochschwanger kein Problem ist, stellt das Liegendschiessen die Athletin eher vor Schwierigkeiten. Doch, gewusst wie! Auf einer Matte mit einem ausgeschnittenen Loch für Platz für den Bauch klappts bestens. «So konnte ich bis in den 6. Monat hinein liegend schiessen», sagt die werdende Mutter.
Zugute kommt Gasparin, dass sie mit ihrer Familie in unmittelbarer Nähe der Biathlon Arena Lenzerheide wohnt. Das gibt ihr die Gelegenheit in den Sommermonaten fast täglich zusammen mit Mann Ilja auf Rollskis zu trainieren oder am Schiessstand zu üben.
Oft ist sie auch in den Bergen unterwegs oder macht andere Aktivitäten. Und auch die quirlige Leila hält sie auf Trab. «Wandern ist sehr gut, um die Intensität zu handhaben. Ich kann mein Tempo anpassen, wie es mir geht.» Ganz ohne ihr gewohntes Umfeld kann Selina aber nicht sein. Anfang August stösst sie für ein paar Tage zum Schweizer Team ins Trainingscamp in Antholz.
Büro-Job in Bern statt Dienst an der Grenze
Und sie erlebt auch eine Premiere. «Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen Büro-Job, das war eine schöne, aber auch herausfordernde Abwechslung», sagt Selina. Die letzten vier Wochen arbeitete die Grenzwächterin bei der Zollverwaltung in Bern statt wie üblich an der Grenze im Bündnerland zu stehen.
Die Rückkehr in den Wettkampf-Modus plant Selina Ende Januar. Wenn alles ideal läuft bei ihrem Lieblings-Weltcuport Antholz (It). Ansonsten wäre in der gleichen Woche auch der IBU-Cup in Lenzerheide denkbar. «Es kommt drauf an, wie fit ich bis dann wieder bin und wie es mir gesundheitlich geht.»
Drei Monate Aufbau nach der Geburt
Die Zeitspanne von der Geburt bis dahin sollte für einen guten Aufbau ausreichen. Am Anfang werde sie sich einen Monat Zeit lassen zur Erholung, bevor es losgeht. «Weil ich viel an der Ausdauer gearbeitet habe, muss ich nicht mehr bei null anfangen. Es geht dann darum, die Kraft und die Schnelligkeit wieder aufzubauen», blickt Gasparin voraus.
Obwohl es bis zum Geburtstermin noch rund einen Monat dauert, meint sie: «Ich fühl mich hochschwanger und wäre nicht schockiert, wenn es schon früher der Fall wäre.»