Sie sind wie drei Biathlon-Musketiere: Julian Schumacher (20), Nirando Bacchetta (21) und Kai Schöpfer (19). Wie die Freunde Athos, Porthos und Aramis aus Alexandre Dumas’ weltbekanntem Roman haben sie sich geschworen: «Einer für alle, alle für einen!» Gemeinsam kämpfen sie für den Traum, eines Tages gross herauszukommen. Was daran besonders ist? Ganz einfach: Die drei jungen Biathleten gehören keinem Kader von Swiss-Ski an!
«Hier kann man viel spezifischer auf uns eingehen. Es ist ein Riesenvorteil», sagt Schumacher über das «TEAM future». Als gelernter Metallbauschlosser aus Sarnen OW war er der Letzte, der zur privat geführten Mannschaft stiess. Erst im Frühling hatte Schumacher Swiss-Ski freiwillig verlassen, weil er sich dort nicht mehr wohlfühlte. Genauer möchte er nicht darauf eingehen. Er sagt nur: «Wir sind alle Menschen, man versteht sich oder eben nicht.»
Familie und Gönner helfen
Seine Teamkollegen trainieren schon länger auf eigene Faust. Bacchetta löste sich bereits im Vorjahr von Swiss-Ski. «Das wurde komisch aufgefasst», sagt der Rotschopf. Der Letzte im Bunde ist Schöpfer, der nach einer langen Pause wegen eines geplatzten Blinddarms zurückkehrt. Er hatte noch nie einen Swiss-Ski-Status.
Trainiert wird das Nachwuchstrio von keinem Geringeren als Joe Obererlacher. Als Trainer feierte der Österreicher einst Olympiasiege und Weltmeistertitel. Heute ist er Coach des belgischen Teams – und eben von Schumacher, Bacchetta und Schöpfer. Er glaubt fest an ihr Potenzial: «Sie arbeiten hart und gehen an ihre Grenzen, das ist das A und O auf dem Weg zur Spitze.»
Ob es mit dem eingeschlagenen Weg bis dorthin reichen wird, ist offen. Markus Segessenmann glaubt nicht daran. Der Nationaltrainer von Swiss-Ski: «Bislang hat sich resultatmässig nicht gezeigt, dass ihr Modell zum Erfolg führt.»
Immerhin: Schumacher hat sich bereits für die Junioren-EM qualifiziert und betont, gut vom Team aufgenommen zu werden. Bacchetta fehlt dafür noch ein Resultat, während Schöpfer noch kleinere Brötchen backen muss. Aber: Beirren lassen sich die drei Musketiere sowieso nicht – egal, was passiert. «Wenn man etwas probiert, muss man es durchziehen. Im Biathlon dauert es oft mehrere Jahre, bis sich etwas auszahlt», sagt Schumacher.
Nicht viel billiger als bei Swiss-Ski
Swiss-Ski bleibt skeptisch. Niemals würde man einem solchen Privatteam einen Swiss-Ski-Kaderstatus anbieten, so Segessenmann. «Wir können bei Athleten, die knapp den Kaderstatus schaffen, keine Zückerchen verteilen. Sonst machen wir uns lächerlich.»
Ein anderer, wichtiger Aspekt betrifft dabei die Finanzen: Schumacher, Bacchetta und Schöpfer sind auf Familie und Gönner angewiesen. Zuletzt erwirtschafteten sie sich dank der Crowdfunding-Plattform «I believe in you» 10'000 Franken. Insgesamt haben alle pro Winter Ausgaben in der Höhe zwischen 15 '000 und 20' 000 Franken. Viel weniger als im Weltcup ist das nicht, dort kostet jeder der 25 Kader-Athleten den Verband circa 25 '000 Franken. Der Grund für den relativ geringen Unterschied: Die Reiserei, die Hotels, die Trainer, die Serviceleute und das Essen kosten überall – egal auf welcher Stufe.
Auch ohne Kaderstatus hoffen Schumacher, Bacchetta und Schöpfer, dass sie Swiss-Ski weiterhin nicht schneiden wird. Im Alpencup dürfen sie, auch ohne Kaderzugehörigkeit, sowieso laufen. Die drei wollen es langfristig in den IBU-Cup (Vorstufe des Weltcups) schaffen und dann an die Junioren-WM. Segessenmann kann sie beruhigen: «Wir sind nicht nachtragend. Jeder bekommt die Chance.» Das gilt auch für die Schweizer Biathlon-Musketiere.