2014 waren Sie letztmals an einer WM. 2015 moderierten Sie letztmals das «Sportpanorama». Im 2016 hatten Sie bei den Olympischen Spielen Ihren letzten Einsatz als Live-Kommentator. Welcher Abschied hat am meisten bewegt?
Beni Thurnheer: Ich habe diesen «Abgang in Raten» bewusst gewählt. Das war alles geplant, deshalb bin ich auch nicht emotional geworden. Wobei mitten in der Schlussfeier der Olympischen Spiele hatte ich einen melancholischen Anfall. Da war alles so auf Abschied angelegt, dass mir durch den Kopf ging, dass dies jetzt auch mein Abschied ist.
In Rio haben Sie prächtig mit Ihrem Co-Kommentator Roman Schweizer harmoniert. BLICK zeichnete Sie gar als bestes Duo aus ...
... wir haben ein grosses Echo bekommen. Viele dachten, dass ich zum ersten Mal Kunstturnen kommentiert habe. Dabei habe ich dies schon zehn Jahre getan. Das Echo war wohl so gross, weil die Wettkämpfe in Rio zur besten Sendezeit stattfanden. Aber es ist schön, wenn man gut ankommt.
Weshalb harmonierten Sie so gut mit Roman Schweizer?
Das Wichtigste ist, dass man sich privat sehr gut versteht. Dass die Chemie passt. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Kommentator und Co-Kommentator eine Art privaten Wettkampf haben, wer besser informiert ist. Roman und ich verstehen uns super, gehen übrigens immer noch ab und zu Kaffee trinken. Auch mit Luzia Ebnöter pflege ich noch Kontakt, mit ihr durfte ich ja Curling-Wettkämpfe moderieren.
Moderator oder Kommentator? Vor der Kamera oder hinter dem Mikrofon? Was hat Ihnen mehr zugesagt?
Hinter dem Mikrofon. Da konnte man sich voll auf den Inhalt konzentrieren. Als Moderator sind Kleider oder Haarschnitt leider oft wichtiger als Inhalt. Ich wollte Journalist werden, weil es ein lässiger Beruf ist, bei dem man kreativ sein kann. Nicht um berühmt zu werden.
Muss man das jetzt glauben?
Es ist wahr. Das Brutale ist, dass einem das heute keiner mehr glaubt.
Dennoch moderierten Sie grosse Sendungen am Samstagabend!
Heute gehört es zum guten Ton, dass man bei solchen Angeboten jeweils erklärt, dass man es sich reiflich überlegen musste, ehe man zugesagt hat. Das ist Blödsinn. Bekommt man ein Angebot für eine Samstagabend-Show, überlegt man keine Sekunde. Das ist so cool.
Sie moderierten gleich mehrere Sendungen ...
... und ich musste mich für keine einzige bewerben. Ich musste nur immer Ja sagen. Das ist ein Luxus.
Wer wird Ihr legitimer Nachfolger?
Ich war Kommentator und Moderator beim SRF, wie andere auch. Nun macht diesen Job einfach ein anderer.
Dann gibt es keinen neuen Beni Thurnheer in der Schweizer TV-Landschaft?
Ich bin Beni. Es soll keiner versuchen, mich zu kopieren. Das Wichtigste ist, dass man sich nicht verstellt, dass man sich selber ist. Es gibt ein Sprichwort von Wilhelm Busch, das mir gefällt.
Wie heisst es?
Wer in die Fussstapfen anderer tritt, wird keine eigenen Spuren hinterlassen. Das passt doch.
Ihr Lieblings-Kommentator?
Kann ich nicht sagen. Wichtiger als der Kommentar ist mir das Ereignis. Das Fussballspiel zum Beispiel. Ich sehe mir auch Spiele auf Französisch, Englisch oder Spanisch an.
Wer kommentiert, ist für Sie also nicht so wichtig?
Von den deutschen Kommentatoren kenne ich nur noch Béla Réthy. Das sagt doch schon alles. Und wer ist gut? Das ist zu fünfzig Prozent Geschmacksache.
Sie sind 67 und werden auch 2017 jeweils am Sonntag beim SRF ein Super-League-Spiel zusammenfassen. Wie lange wollen Sie noch weitermachen?
Wenn Mick Jagger, Roger Schawinski und Christoph Blocher Ihnen diese Frage beantworten, werde auch ich es tun. Nein, ernsthaft: Ich habe eine einfache Vereinbarung mit dem SRF.
Wie lautet diese?
Ende Jahr sitzen wir zusammen und reden übers neue Jahr. Wenn beide weitermachen wollen, wird verlängert. Wenn einer nicht mehr will, ist Schluss. Die Abmachung ist auch, dass dann niemand sauer sein darf.