Ein gewaltiger Betrug mit Eintrittskarten hat nach Erkenntnissen der französischen Regierung zum Chaos vor dem Champions-League-Finale zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid geführt. Es habe sich bestätigt, sagte der französische Innenminister Gerald Darmanin am Montag, dass die «Hauptursache für die Verzögerung ein massiver, industrieller und organisierter Betrug mit gefälschten Tickets war».
Vor dem Spiel war es hinter den Eingängen der Kurve, die für die Anhänger des FC Liverpool reserviert gewesen war, zu grossem Gedränge gekommen. Die Polizei schritt dabei auch mit Tränengas ein. Darmanin sagte, das Vorgehen der Behörden, die nicht erst seit dem Terroranschlag 2015 auch gegen das Stade de France beim Länderspiel der DFB-Elf höchst empfindlich reagieren, habe «Todesfälle verhindert».
Zuschauer sollen entschädigt werden
Darmanin räumte ein, dass einige Beamte bei ihrem «unangemessenen» Einsatz von Tränengas gefilmt worden seien, sagte jedoch, es sei «unverhältnismässig», die Polizei zu kritisieren. Sportministerin Amelie Oudea-Castera ergänzte, die französischen Behörden bedauerten die rund 2700 Fans mit gültigen Tickets, die das Stadion wegen der Probleme nicht betreten konnten. Sie schlug vor, diese Zuschauer zu entschädigen.
Der britische Premierminister Boris Johnson zeigte sich am Montag zeitgleich «äusserst enttäuscht» über die Behandlung der Fans aus England. Er forderte die UEFA auf, «im Rahmen einer umfassenden Untersuchung eng mit den französischen Behörden zusammenzuarbeiten» und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Die Szenen vor dem Stadion bezeichnete er als «zutiefst beunruhigend und besorgniserregend».
Zugängen von «tausenden Fans blockiert»
Unmittelbar nach den Vorfällen vor dem Stadion hatte Darmanin den Zuschauern die alleinige Schuld für das Chaos gegeben. Insgesamt 238 Menschen mussten auch wegen Trunkenheit medizinisch versorgt werden, 105 wurden in Gewahrsam genommen, 39 davon in Haft. Die UEFA hatte mitgeteilt, die Zugänge seien «von Tausenden Fans blockiert» worden, «die gefälschte Tickets erworben hatten, welche in den Drehkreuzen nicht funktionierten». (AFP)