Unser TV-Nachtvogel ist dabei
Auf Österreichs Tränen folgen Marias Jubiläum und ein Drama

Die fünfte Fernseh-Nacht aus Melbourne war die spannendste: BLICK-Mann Roger Benoit erlebte vier Krimis, bis um 05.58 Uhr endlich King Roger Federer mit viel Verspätung zur Audienz bitten konnte.
Publiziert: 22.01.2016 um 07:45 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:05 Uhr
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Jubiläum: Maria Scharapowa feiert ihren 600. Sieg.
Foto: AFP

Zum Glück hat das Australian Open jetzt drei geschlossene Stadien. Draussen regnete es nämlich stundenlang – und so kamen wir auf Europsport und SRF2 voll auf die Kosten, verpassten kaum einen Ball.

Eurosport hat sich um 01.15 Uhr entschlossen, live die zwei Herren-Spiel zu zeigen, da hatte beim dritten Bencic-Auftritt (gegen Bondarenko) unser TV-Sender also die Exklusivität. Doch Eurosport zeigt uns immer die wichtigsten Bälle vom Dreisatz-Drama, das um 03.03 Uhr mit 4:6, 6:2. 6:4 zu Ende geht.  Stefan Bürer und Heinz Günthardt auf SRF2: «Die Pflicht ist erfüllt. Es war ein hartes Stück Arbeit. Nicht zu gewinnen wäre fast eine Katastrophe gewesen. Gegen Maria Scharapowa wirds sicher schwerer!»

Und die nächste Gegnerin unserer Nummer 12 des Turniers musste gegen die nur 1,57 m kleine Amerikanerin Lauren Davis (22) Überstunden machen. Der Arbeitsbeginn der Russin war um 03.22 Uhr, um 05.34 durfte sie endlich jubeln – 6:1, 6:7, 6:0. Bei Eurosport setzt man zuerst das fast unbekannte Duo Harry Weber und Patrick Steimer ein, den Rest macht Starreporter Oliver Fassnacht.

«Ein Match zum Lernen. Das Tempo ist für Davis viel zu hoch, auch wenn sich Maria über jede Kleinigkeit wie Wawrinka ärgert. Aber so sind sie eben die Perfektionisten.» Kurz danach erlebt Scharapowa ein dunkles Kapitel. Ihre Gegnerin nützt jeden Fehler der als Nummer 5 gesetzten Blondine, verliert den zweiten Satz mit bis dann schon über 35 eigenen Fehlern im Tiebreak.

Fassnacht: «Das wird Roger Federer nicht freuen. Jetzt muss er auf sein Spiel gegen Grigor Dimitrov noch länger warten.» Doch Maria hat für ihr Vorbild ein Einsehen und fegt im dritten Satz das US-Girl mit 6:0 weg. Es war der 600. Triumph auf der ATP-Tour für die Marken-Botschafterin von Porsche – bei bisher 144 Niederlagen. Nur sechs Spielerinnen gewannen mehr Partien als Maria.

Weber und Steimer beginnen im zweiten Satz zu zweifeln: «Wie hat Maria die Trennung von Dimitrov verkraftet? Aber es geht uns eigentlich auch nichts an. Grigor dagegen fühlt sich jetzt mit Nicole Scherzinger sehr wohl.» Also die Pop-Lady, die einst Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton das Herz brach…

Ja, was wären diese langen TV-Nächte ohne solchen Klatschgeschichten? Ein Marathon mit Kaffee, Wasser, Joghurt, Bündnerfleisch, Bananen und Zigarren…

Zu Beginn um 01.15 Uhr durften wir zwei tolle Herren-Spiele verfolgen. Dabei zeigt der Japaner Kei Nishikori (die Nummer 7) gegen den als Nummer 26 gesetzten Spanier Guillermo Garcia-Lopez erstaunlich wenig Nervenstärke. Fassnacht: «Er ist nicht mit jeder Pore auf dem Platz, wird gestresst und blockiert. Er muss mit sich selber mehr kämpfen als mit dem Gegner.»

Am Ende nach zwei Stunden und 48 Minuten zieht Nishikori dennoch als erster Spieler verdient in die Achtellfinals – 7:5, 2:6, 6:3, 6:4.

Wenige Minuten später, um 04.17 Uhr, weint Österreich. Ihr neuer Nationalheld, der als Nummer 19 gesetzte Dominic Thiem (22) hatte das verrückteste Spiel der Nacht gegen den Belgier David Goffin (Nummer 15) mit 1:6, 6:3, 6:7, 5:7 verloren. Auf Eurosport wähnt man sich bei Weber und Steimer fast wie beim ORF. Das Duo bezog klar Stellung für Thiem und sagte nach dem letzten Ball: «Wir gratulieren sportlich, auch wenn wir mit einem weinenden Auge das Resultat betrachten. Die Geduld ist nicht gerade Thiems bester Wegbegleiter und der dauernde Kontakt mit seiner Box, auch wenns nur mit den Augen ist, half ihm auch nichts.»

Goffin beim Stadion-Interview: «Gegen einen Freund zu spielen, ist immer schwer. Jetzt gehts wohl gegen Federer – und da kann ich den Tag Pause mehr als gut gebrauchen…» Auf der Tribüne hatte die frühere belgische Tennis-Queen Kim Clijsters (32) den Goffin-Erfolg frenetisch bejubelt. Sie soll von Azarenka und Kerber Angebote als Coach haben!

Der fünfte TV-Krimi wird nach sechs Uhr noch zum Drama. Die fast unbekannte Deutsche Anna Lena Friedsam (21) verliert den ersten Satz gegen die als Nummer 13 gesetzte Italienerin Roberta Vinci (32) glatt mit 0;6, um den zweiten Satz mit 6:4 zu gewinnen. Bei der 3:2-Führung im dritten Durchgang muss sich Friedsam minutenlang die rechte Schulter behandeln lassen. Doch sie beisst sich durch und sorgt mit 6:4 nach zwei Stunden und 11 Minuten für die Sensation. Da ist es 06.49 Uhr. Feierabend. 

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