Stellen Sie sich Folgendes vor: ManU-Star Paul Pogba verletzt sich am Knie. Er muss ins Spital unters Messer, das Kreuzband ist gerissen. Und wer operiert ihn? Genau: Teamkollege Wayne Rooney!
Zugegeben, ein verrückter Gedanke. Tauschen wir die Sportart von Fussball auf Unihockey, wäre es im Fall von Linda Pedrazzoli aber möglich. Denn: Die Top-Stürmerin des UHC Dietlikon ist auf dem Weg dazu, Chirurgin zu werden. Läuft alles nach Plan, könnte es in acht Jahren es so weit sein. Dann wäre die Medizin-Studentin der Uni Zürich genau so alt wie es Rooney (31) heute ist – und theoretisch noch voll im Saft, um ihren Sport auf Spitzenniveau zu betreiben.
Die Krux des Ganzen: Unihockey ist nicht Fussball. Da fliessen keine Millionen, ein anderes Standbein ist ein Muss. Das ist zeitaufwändig. Und so wird Pedrazzoli in acht Jahren kaum noch in der NLA spielen. Umso mehr geniesst sie den Moment. Ihr Motto dabei: entweder – oder. «Ich bin ziemlich ehrgeizig. Wenn ich in der Halle bin, denke ich an nichts anderes. Und wenn ich lernen muss, ebenfalls.»
Die Baslerin – ihre Rückennummer 13 ist einen Hommage an Ex-FCB-Knipser Christian Gimenez – denkt momentan allerdings vor allem ans Unihockey. Denn: Am Samstag steigt in der Swiss Arena von Kloten der Superfinal gegen piranha Chur (16:45, SRF 2). Die Bündnerinnen gewannen die fünf letzten Endspiele – immer gegen Dietlikon. Angst? «Nein. Wieso auch? Wir sind das konstantere Team», sagt Pedrazzoli keck.
Ob der UHC Dietlikon erstmals seit 2009 den Liga-Titel feiern wird? Sicher ist: Für Pedrazzoli ist die Finalteilnahme eine grosse Chance. «Ich weiss nicht, wie häufig ich noch in dieser Position sein werde», so die 18-fache Saison-Torschützin. Aktuell im vierten Ausbildungsjahr, schreibt sie gerade ihre Master-Arbeit. Läuft alles nach Plan, wird sie schon in einigen Jahren Ärzten assistieren dürfen, «und dann werde ich wahrscheinlich keine Zeit mehr fürs Unihockey haben.»
Alleine wäre sie mit diesem Schicksal nicht. Viele Spitzenathleten hängen im besten Alter «gezwungenermassen» ihren Stock an den Nagel. Pedrazzoli bläst aber kein Trübsal, sondern blickt optimistisch in die Zukunft: «Vielleicht habe ich als als Ärztin eines Tages auch Unihockey-Patienten. Es würde mich freuen, ihnen dann helfen zu können!»