Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Wir brauchen Figuren wie Taulant Xhaka!

Taulant Xhaka rastet aus. Aber jede erfolgreiche Mannschaft braucht einen Aggressivleader. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 14.05.2023 um 19:54 Uhr
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Ohne ihn wäre der Schweizer Fussball ärmer: Taulant Xhaka.
Foto: Daniela Frutiger/Freshfocus
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Felix BingesserReporter Sport

Was wäre der Schweizer Fussball ohne die Familie Xhaka? Gewiss ärmer an fussballerischer Klasse. Vor allem aber auch ärmer an Turbulenzen, an Skandalen, an Ausbrüchen. Wenn die beiden Vulkane vom Rheinknie mal wieder Feuer und Asche spucken, dann vibriert die Fussballnation.

Jüngst war es der Ältere, der vergessen hat, tief durchzuatmen. Und der nach seinem Ausraster im Spiel gegen den FCZ durch die mediale Mangel gedreht wird. Und sich nun auf Entschuldigungstour befindet.

Bei aller Empörung: Jede Mannschaft braucht einen Aggressivleader. Einen, der in flauen Phasen auch mal den Zweihänder ausgepackt. Einen, der Kraft seiner Emotionalität und Härte eine Mannschaft aufrütteln und mitreissen kann. Der die spielerische Blockade und Lethargie vom Platz scheucht. Einen wie Taulant Xhaka halt.

Natürlich: Xhaka hat über das Ziel hinausgeschossen und wird berechtigterweise bestraft. Aber hat er jemanden kaputt getreten? Hat er Knochen gebrochen, Bänder und Sehnen zerfetzt? Hat er die Karriere eines Berufskollegen ruiniert, wie das andere schon getan haben? Hat er nicht. Auch wenn seine Tätlichkeit natürlich zu verurteilen ist.

Wir wollen Typen, wir wollen Figuren. Mit Ecken und Kanten, mit einer klaren Meinung. Nicht nur im Sport. Überall. Jüngst wurden auch Trainer und Spieler scharf kritisiert, die nach Spielschluss nicht floskelhafte Standardantworten gegeben haben, sondern ihrem Unmut deutlich Luft verschafft haben. Die ihr Medientraining vergessen und Klartext geredet haben.

Mehr davon! Wir wollen nicht nur sportliche Chorknaben!

Nicht nur im Sport werden die Menschen nicht mehr in erster Linie an ihren Handlungen und deren Konsequenzen gemessen. Sondern an Gesten, an ungeschickten Äusserungen, an verbalen Fettnäpfchen. Dann sind wir blitzartig zur Stelle und heben den Mahnfinger. Dann haben wir plötzlich ganz viele Moralapostel ohne Fehl und Tadel, die sich in allen Lebenslagen offenbar immer korrekt verhalten.

Dann werden Hinz und Kunz plötzlich zu Zinnsoldaten des guten Geschmacks. Moralisierende Gralshüter der politischen Korrektheit. Doppelmoral und Scheinheiligkeit inklusive.

Die Taten von Xhaka sind nicht in diesem Kontext zu sehen und es sollen diese Zeilen auch kein Plädoyer für den Heisssporn der Liga sein. Aber man soll nicht über ihn den Stab brechen. Auf der gemütlichen Couch immer die Nerven und die Übersicht zu behalten, ist keine Kunst. Aber in der Hitze des Gefechts, in diesem knallharten Fussballbusiness, wo Provokationen und Trash-Talk zur Tagesordnung gehören, ist es schwierig, immer ein Musterknäbchen zu sein.

Und etwas muss auch den Fans bewusst sein: Ohne richtige Typen mit Ecken und Kanten, ohne Figuren, wie Taulant Xhaka eine ist, wird der Sport auch ärmer.

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