«Holder Knabe im lockigen Haar.» Vielleicht hat der eine oder andere beim Singen dieser Passage vor dem Weihnachtsbaum ganz kurz an Marco Odermatt gedacht. An den Mann, der nach dem letzten Rennen vor den Weihnachtstagen mit seinen blonden Locken und seinem Lächeln «allen frohe Weihnachten» in die Kamera gewünscht hat. Gute Kinderstube bleibt gute Kinderstube.
So turbulent die Zeiten sein mögen, so schwer der Schweizer Sport von Schicksalsschlägen auch kurz vor Weihnachten gebeutelt wird: Erzengel Marco bringt im Winter die Sonne in die Schweizer Wohnzimmer. Der Skisport mag global gesehen eine Randerscheinung sein. Aber in unseren Breitengraden erfreut er sich nach wie vor einer erstaunlich hartnäckigen Popularität. Auch die gesellschaftlichen Veränderungen können ihm nur wenig anhaben.
Das hat ganz gewiss auch mit diesem aussergewöhnlichen Botschafter aus der Innerschweiz zu tun, dessen exemplarische Fairness und Bodenständigkeit gepaart mit seinen differenzierten und intelligenten Interviews immer von neuem beeindrucken. Auch in Österreich.
Dort leckt der ewige Ski-Erzrivale die Wunden. Es gab die Dekade der österreichischen Dominanz, jetzt sind wir in der Dekade der Schweizer. Die früher so hart umkämpfte Nationenwertung ist schon vor dem Jahreswechsel so gut wie in trockenen Tüchern.
Das ist im Fussball genau umgekehrt.
Dort haben die Österreicher mächtig aufgeholt. Ralf Rangnick hat ein Nationalteam geformt, das derzeit weit stilsicherer auftritt als unsere von einer erneuten Herbstdepression erfasste Nati. Und zwei österreichische Teams punkten in der Champions League, derweil die Young Boys bemitleidenswertes Kanonenfutter sind.
Mit der Wahl eines neuen Verbandspräsidenten muss der selbstgefällig und träge gewordene Schweizer Fussball aufwachen. Er wird derzeit rechts und links überholt. Und die WM-Qualifikation findet, ausgerechnet, im Herbst statt.
Ist der mögliche neue Verbandsboss Peter Knäbel der richtige Mann, um das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen? Ist er der zupackende Macher mit Dynamik und Ideen, der dem Schweizer Fussball neues Leben einhaucht? Wer bei seinem letzten Arbeitgeber Schalke 04 nachfragt, kann ins Zweifeln kommen. Antworten wird es bald geben.
2025 wird das Schweizer Sportjahr
Nach einem turbulenten Sportjahr folgt ein spektakuläres Sportjahr. Die Ski-WM findet in Österreich statt. Aber die Biathlon-WM, die Freestyle- und Snowboard-WM, die Fussball-EM der Frauen und das Eidgenössische Schwingfest machen unser Land zu einer sportlichen Festhütte. Über Langeweile kann sich der Sportliebhaber 2025 nicht beklagen.
Wer nicht nur Passivsportler sein möchte, und mit diesem Vorsatz prosten sich viele zu, hatte beim Zürcher Silversterlauf schon die Chance, sich selber zu bewegen. Die Zeitung Blick hat den Lauf 1977 ins Leben gerufen und viele Jahre organisiert. 1984 waren erstmals mehr als 10'000 mit dabei. Damals auch inspiriert von der südafrikanischen Läuferin Zola Budd, die den Lauf vor 40 Jahren gewann. Budd deklassierte die Konkurrenz bei einigen Grossanlässen barfuss und schrieb Sportgeschichte.
Barfuss oder nicht, das Sportjahr 2025 kann für Frühlings-, Sommer- und Herbstmärchen sorgen. Nur die Wintermärchen sind garantiert.
Dank Marco Odermatt.