Ein Jahr, in dem eidgenössische Wahlen auf dem Plan stehen, ist ein Kuriositäten-Kabinett. Marketing- und PR-Experten schmeissen sich ins Zeug und inszenieren Parteien und Kandidaten bis an den Rand der Lächerlichkeit.
Man sieht dann Musikclips mit Politexponenten, die mit dunklen Sonnenbrillen derart flapsig herumtänzeln, dass man beim einen oder anderen ernsthafte motorische Störungen befürchten muss. Selbst der mit dem Helikopter nach Zürich eingeflogene Bundespräsident Alain Berset wippt mit Federboa an der Street Parade auf dem Lovemobil.
Ob all diese Anbiederungen bei der «jungen Zielgruppe» einen parteistrategischen Hintergrund haben, bleibt offen. Jung und dynamisch. Das sind die alterslosen Gebote der Stunde. Dabei sind so künstliche Inszenierungen, die trendig und urban wirken sollen, nur eines: bieder und spiessig.
Derweil sich die Politiker aller Schattierungen in den nächsten Wochen bis auf die vom Wahlfieber durchnässten Unterhosen entblössen, scheuen viele Prominente den Wahlkampf wie der Teufel das Weihwasser. Wer von öffentlichen Personen ausserhalb der Parteienlandschaft ein politisches Statement möchte, der beisst meist auf Granit. Niemand möchte es sich mit seinem Publikum verscherzen.
Welche Liste Personen wie Roger Federer oder Murat Yakin am Wahlsonntag in die Urne werfen, bleibt streng gehütetes Geheimnis. Vorsicht ist in einem Jahr der vielen Fettnäpfchen das oberste Gebot.
Umso erstaunlicher ist dann der Blick auf den Flyer der SVP, die zur Wahlkampfveranstaltung in die Swiss Life Arena in Zürich-Altstetten lädt. Neben Florian Ast taucht das Bild von Roman Kilchsperger auf. Der kompetenteste Fussball-Moderator des Landes kündigt für einmal nicht die Klassiker der Champions League beim Fussballsender Blue an. Sondern präsentiert bei diesem Grossanlass als Moderator auf der Bühne die Aushängeschilder der Schweizerischen Volkspartei.
«Am liebsten wäre mir eine Vier-Millionen-Schweiz»
Ist das einfach ein Moderationsjob? Oder doch ein politisches Statement? Kilchsperger macht in seiner Morgenshow bei Radio Energy aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er wettert mal gegen die ganze Woke- und Genderhysterie. Und sagt diese Woche nach dem Ende der Ferien und den halt wieder verstopften Strassen in und um Zürich am Sender lachend: «Am liebsten wäre mir eine Vier-Millionen-Schweiz.»
Ein Stadtzürcher und einstiges Aushängeschild des Schweizer Fernsehens flirtet mit der SVP. Kilchsperger hat diesbezüglich keine Berührungsängste. Lustige Abende mit Thomas Matter oder Toni Brunner gehören zu seinem Alltag wie ein Schnaps in den Skiferien mit Bundesrat Albert Rösti. Er hat als Moderator des «Donnschtig-Jass» einst auf allen Dorfplätzen getanzt. Man muss kein Orakel sein, um festzustellen: Den Wahlauftakt der SP würde er nicht moderieren.
Die einen werden das politische Signal des TV-Mannes mutig und toll finden, andere werden die Stirn runzeln. Typisch ist dieses Statement für den Zürcher Freigeist auf jeden Fall.
Giovanni Trapattoni würde dazu sagen: «Was erlauben Kilchsperger?»