Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Klettern statt Eishockey

Muss sich der Sport vor einer allfälligen Gebührenreduktion beim Schweizer Fernsehen fürchten? Nein! Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 17.12.2023 um 22:24 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2023 um 22:58 Uhr
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Das SRF muss sich vor einer möglichen Gebührenkürzung nicht fürchten, sagt ...
Foto: Sven Thomann
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Felix BingesserReporter Sport

200 Franken sind genug. So heisst die Volksinitiative zu den weltweit höchsten TV-Gebühren, über die wir an der Urne dereinst abstimmen. Die Meinung von Medienminister Albert Rösti ist klar: Information, Bildung und Kultur gehören zum Service public. Bei der Unterhaltung und beim Sport könne man Abstriche machen. Mit einer Senkung der Gebühren von 335 auf 300 Franken will Rösti der Initiative den Wind aus den Segeln nehmen.

Wie immer reagiert man in der mit finanziellen Mitteln reich gepolsterten SRG beleidigt und pikiert. Und bastelt wieder an einer Drohkulisse mit allerlei Schreckensszenarien. Und orakelt, auf welche Lieblingssendungen Herr und Frau Schweizer bei einer Gebührenreduktion zu verzichten hätten. Auch der Sport würde extrem Federn lassen müssen, wird in alarmierendem Ton erzählt.

Was für Federn? Der Leistungsabbau ist längst Tatsache. Das Klub-Eishockey ist zu MySports und zu weiteren privaten Anbietern abgewandert. Blue ist seit Jahren der neue Schweizer Fussballsender. Livespiele in der Champions League, Europa League, Conference League? Ist alles längst bei der von der Swisscom alimentierten Kanälen von Blue. Dass das Schweizer Fernsehen in der nächsten Saison jede Woche wieder eine Partie der Champions League zeigt, ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Den Komplett-Service gerade bei den grossen Publikumssportarten gibt es längst nicht mehr.

Wenn die Rosinen weg sind, aber die Sportredaktion allein in der Deutschschweiz immer noch 200 Personen beschäftigt, dann muss man nach Alternativen Ausschau halten. SRF überträgt halt jetzt 28 Stunden live von der Kletter-WM in Bern, zeigt aufwendig produzierte Livespiele im Unihockey und im Frauen-Handball. Oder Motorradrennen, die ohne Schweizer Beteiligung ebenfalls nur ein Nischenpublikum erreichen. Nichts gegen diese Sportarten. Aber der Service public, der auch im Sport noch nie transparent und offen diskutiert wurde, wird so ad absurdum geführt.

Vor allem auch, weil viele Randsportarten ihr Schicksal längst in die eigenen Hände genommen haben. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten produziert man selber Livestreams in guter Qualität, die man auf eigenen Kanälen dem jeweiligen überschaubaren Zielpublikum anbieten kann.

Es ist klar: Der Sport braucht sich vor der 200-Franken-Initiative nicht zu fürchten. Und die Diskussion über den Service public und seine Aufgabe auch im Sport ist überfällig. Aufzuwachen und sich aus der Komfortzone zu bewegen, kann nichts schaden. Zwangsgebühren in der derzeitigen Höhe werden so oder so verschwinden. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Es mag nur eine Randnotiz sein, zeigt aber, wie das Selbstverständnis der SRG ist. Vor einigen Jahren ist mir der damalige FCB-Präsident Bernhard Heusler in Wengen begegnet. Eingeladen worden ist er wie viele andere auch als Gast bei den Lauberhornrennen vom Schweizer Fernsehen. Hotelkosten und VIP-Tickets für eine betuchte Klientel, die man pflegen will? Auf Kosten der Gebührenzahler?

Service public?

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