Wer sich schon etwas länger mit dem Fussball beschäftigt, hat immer wieder sogenannte Aha-Erlebnisse. Dann schaut man beispielsweise die «ARD-Sportschau» und das Spiel des TSV 1860 München. Und plötzlich erzielt da ein gewisser Jesper Verlaat ein Tor.
Das muss, schiesst es einem dann durch den Kopf, der kleine Junge sein, mit dem man früher auf der Tribüne des VfB Stuttgart gespielt hat. In den 90er-Jahren wechselt der Aarauer Meistertrainer Rolf Fringer zum VfB. Bei einigen Besuchen sitze ich im Familiensektor und plötzlich neben dem zweijährigen Sohn von Abwehrchef Frank Verlaat.
Ein überaus lebendiger und aufgeweckter Bub, der bei langweiligen Spielen (und die gibt es auch in der Bundesliga und auch unter Rolf Fringer …) ein idealer und dankbarer Spielkamerad ist. «Wohnen Sie in Stuttgart? Kann man Sie als Babysitter buchen?», fragt mich einmal Frau Verlaat. Kann man nicht. Ich wohne im Aargau.
Das Beispiel Beckenbauer endet tragisch
Der Fussball ist ein Familiengeschäft. Söhne berühmter Väter und weniger berühmter Väter tummeln sich auf den Fussballplätzen dieser Welt. Wenn man liest, dass Abedi Pelé dieser Tage in Ghana seinen 35. Hochzeitstag feiert, dann kommen einem die Namen von Jordan, André und Rahim Ayew in den Sinn. Auch die Söhne von Abedi machen glanzvolle Karrieren.
Der Beispiele gibt es im Ausland und im Inland viele. Peter und Kasper Schmeichel, Alf-Inge und Erling Haaland, Johan und Jordi Cruyff, Souleyman und Leroy Sané sind bekannte Erfolgsstorys. Eine tragische Story ist diejenige von Fred und Louis Schaub. Der Ex-Luzerner Louis Schaub sitzt 2003 auf der Rückbank des Autos, als sein Vater auf der Autobahn tödlich verunglückt. Louis kommt mit leichten Verletzungen davon.
Nicht alle Familiengeschichten im Fussball sind allerdings Erfolgsstorys. Man erinnert sich noch gut, als ein gewisser Stephan Beckenbauer einst zum FC Grenchen wechselt. Die Schweiz ist ob des grossen Namens elektrisiert. Aber fussballerisch wird die Weisheit «Wie der Vater so der Sohn» nicht bestätigt. 2015 stirbt Stephan Beckenbauer im Alter von 46 Jahren an einem Hirntumor.
Es gibt auch immer wieder Zwillinge. Halil und Hamit Altintop oder David und Philipp Degen. David Degen versucht derzeit zu beweisen, dass man mit geschickter Klubführung im Schweizer Fussball Geld verdienen kann. Will er dieses Versprechen wahr machen, muss ihm sein Bruder aber besseres Spielermaterial zuschieben.
Seit Lars und Sven Bender zurückgetreten sind, gibt es derzeit in keiner grossen Liga aktive Zwillingsbrüder. Die lustigste Episode zum Zwillingsthema hat der spätere FC-Aarau-Trainer Zvezdan Cebinac geschrieben.
Bis heute hält sich das Gerücht, dass er einst beim 1. FC Köln im Probetraining war. Aber dann seinen weniger talentierten Bruder Srdjan zur Vertragsunterzeichnung geschickt hat. Srdjan hat für Köln ein einziges Tor erzielt.
Zvezdan hat beim 1. FC Nürnberg unterzeichnet und in 55 Spielen immerhin sechs Treffer erzielt.