Bald wird mit den Testfahrten in Bahrain die neue Formel-1-Saison lanciert. Die Vorfreude ist gross, die Rennserie steht in der Blüte.
Das ist nicht selbstverständlich. Als 2014 mit viel Getöse und Tamtam die neue Formel E aus der Taufe gehoben wird, gibt es viele Stimmen, die der Formel 1 im Zug der Klimadebatte schwierige Zeiten prophezeien und bereits eine Wachablösung in der Königsdisziplin des Motorsports beobachten wollen.
Zehn Jahre später ist die Bilanz der Formel E, die in der Corona-Pandemie gar um ihre Existenz bangen muss, durchzogen und ernüchternd. Und sie hat der Strahlkraft der Formel 1 in keiner Weise geschadet. Im Gegenteil: 2016 hat Liberty Media die Formel 1 für 4,6 Milliarden US-Dollar gekauft. Sieben Jahre später ist der Staatsfonds von Saudi-Arabien bereit, 20 Milliarden hinzublättern. Auch das Zuschauerinteresse bleibt gigantisch.
Spektakuläre Auswanderergeschichte
Offenbar trotzt der Motorsport, bei dem das Benzin noch zu riechen ist, der Klimadebatte und bleibt eine Erfolgsgeschichte. In dieser Erfolgsgeschichte hat auch die Schweiz immer ihren Platz. 1954 findet im Bremgartenwald bei Bern zwar der letzte Formel-1-GP auf Schweizer Boden statt. Gewinner ist der legendäre Juan Manuel Fangio. Weil beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 84 Menschen ums Leben kommen, verbietet der Bundesrat Rundstreckenrennen in der Schweiz.
Doch trotz des Rundstreckenverbots gibt es auch später prägende Schweizer Figuren im Motorsport. Clay Regazzoni, Peter Sauber oder Jo Siffert sind nur einige Namen dazu.
Immer wieder vergessen wird dabei der Name Louis Chevrolet, dessen Geschichte die spektakulärste Auswanderergeschichte der Schweiz ist. Louis kommt am Weihnachtstag 1878 als eines von acht Kindern des Uhrmachers Joseph Chevrolet im Neuenburger Jura auf die Welt. Später zügelt die Familie ins Burgund, und im Jahr 1900 wandert Louis, der zu dieser Zeit bereits Rennfahrer ist, über Kanada in die USA aus.
1911 gründet er mit Partner William Durant die Chevrolet Motor Car Company in Detroit. 1915 verlässt Louis die Firma im Streit und gründet die Firma Frontenac, um Rennwagen zu konstruieren. Er fährt weiter selber Rennen. Den grössten Erfolg in einem Frontenac feiert sein Bruder Gaston, der die 500 Meilen von Indianapolis gewinnt. Als Gaston 1920 bei einem Rennen in Beverly Hills tödlich verunglückt, beendet auch Louis seine Rennfahrerkarriere. Seine Qualitäten als Ingenieur und als verwegener Rennfahrer bleiben unvergessen.
Auf und davon, aber ohne Kamerateam
Als Geschäftsmann bleibt ihm der grosse Erfolg verwehrt. Um sich über Wasser zu halten, kehrt er als Mechaniker zu Chevrolet nach Detroit zurück. Louis stirbt 1941.
Heute weiss nicht mehr jeder, der einen Chevrolet Camaro oder eine Corvette fährt, dass die Geschichte seines Autos damit beginnt, dass ein junger Schweizer 1900 das Schiff bestiegen hat und in die USA ausgewandert ist.
Louis Chevrolet. Auf und davon! Ohne ein Kamerateam im Rücken, das heute ja jeden Schweizer begleitet, der irgendwo auf der Welt einen Imbissstand eröffnet.