Verewigung mit eigenem Sprung
Biles plant an der WM die grosse Welt-Sensation

Medaillen hat US-Star Simone Biles (22) genug. Jetzt will sie sich namentlich im Turnsport verewigen. An der WM in Stuttgart.
Publiziert: 04.10.2019 um 18:35 Uhr
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Simone Biles mit Trainer Laurent Landi beim Training an der WM in Stuttgart.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach

Um den 1,42-Meter grossen Turnfloh Simone Biles dreht sich an der am Freitag startenden Kunstturn-WM in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle alles. Und für die US-Rekordweltmeisterin dreht sich alles um ihre zwei neuen Elemente: den «Triple-Double», den gehockten Doppelsalto mit drei Schrauben am Boden. Sowie den «Double-Double», einen Doppelsalto mit zwei Schrauben als Abgang vom Balken. Zeigt sie diese Höchstschwierigkeiten an dieser WM, tragen die Elemente im sogenannten «Code de Pointage» für immer den Namen «Biles».

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Besonders die Neuheit am Boden ist sensationell. Denn viele Experten glaubten, dass eine Frau den «Triple-Double» niemals turnen könnte. Bis die 22-jährige Texanerin ihn diesen Sommer an den US-Meisterschaften in Kansas City zeigte. «Und ich fühlte mich ziemlich sicher damit», sagt sie, «ich bin aufgeregt, ihn auch hier zu zeigen.» Ob bereits in der Quali oder erst in den Finals, verrät Biles im Vorfeld nicht.

«Sie macht sie auch noch besser als die meisten Männer»

Sich in der Geschichte verewigen sei ihr wichtiger als Medaillen, so das Turnwunder. «Titel vergehen, diese Elemente bleiben.» Und werden wohl so schnell von keiner Konkurrentin nachgeturnt. «Sie macht Dinge, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie machbar sind», sagt die 16-jährige US-Kollegin Sunisa Lee. «Sie macht sie auch noch besser als die meisten Männer», staunt US-Cheftrainer Tom Forster.

Als Superstar, der sie mit 14 WM-Titel, vier olympischen Goldmedaillen und nach nunmehr sechsjähriger Dominanz im Turnsport längst ist, will Biles trotz allem nicht bezeichnet werden. Das Leben eines Superstars passt wohl einfach nicht in ihre Welt, in der sie es fürwahr nicht immer leicht hatte. 

Als Tochter einer drogen- und alkoholsüchtigen Mutter wuchs Simone mit Schwester Adria bei den Grosseltern auf. Jahrelang wurde sie im US-Team sexuell vom mittlerweile verurteilten US-Teamarzt Larry Nassar missbraucht. Und nun wurde Simones Bruder Tevin, der bei einer Tante aufwuchs, letzten Monat wegen Mordverdachts verhaftet.

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Steingruber kehrt auf grosse Bühne zurück

Einen Schicksalsschlag anderer Natur musste das Schweizer Aushängeschild, Giulia Steingruber, überstehen. Nach einem Kreuzbandriss und drei verpassten Grossanlässen kehrt die 25-jährige Gossauerin in Stuttgart auf die grosse Bühne zurück. 

«Das Team über alles», lautet aber das Motto der fünffachen Europameisterin im Sprung, Boden und Mehrkampf. Mit einen Platz unter den ersten Zwölf wollen sich die Schweizerinnen für Olympia in Tokio qualifizieren.

Während dieses Ziel für das Frauen-Team hoch gesteckt ist, stehen die Chancen unserer Männer sehr gut. An der WM vor einem Jahr belegte das Team um die Reck-Europameister Pascal Brägger und Oliver Hegi den 6. Platz.

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