Am letzten Sonntag sorgten 4000 Zuschauer in der PostFinance-Arena für tolle Stimmung bei Pablo Brägger und seinem Bronze-Team. Für nächsten Sonntag ist die Halle schon seit Wochen ausverkauft. Der Grund: Giulia Steingruber.
Der Schweizer Superstar im Kunstturnen ist der Fixstern der Szene. Sie ist nicht nur europäische Klasse, sondern Weltklasse. Drei EM-Titel hat die 22-jährige St. Gallerin schon – zwei im Sprung, einen im Mehrkampf, wo sie letztes Jahr auch WM-Fünfte war.
Doch im Mehrkampf wird Giulia ihr Gold an dieser EM nicht verteidigen können. In geraden Jahren werden Medaillen an Teams vergeben. So geht es heute neben der Qualifikation für die Gerätefinals auch um die Mannschaft des abtretenden Trainers Zoltan Jordanov. Die Finalqualifikation wird erwartet. Der Grund: Giulia Steingruber.
An allen vier Geräten soll sie hoch punkten – am Sprung, am Boden und allenfalls sogar am Schwebebalken gehört sie schliesslich zu den Podest-Anwärterinnen. «Zuerst stehen die Quali und das Team im Vordergrund», so Giulia. Sie will alles geben für ihre jungen Kolleginnen, mit denen sie am Testevent in Rio die Olympia-Quali um zwei Ränge verpasst hat: Ilaria Kaeslin (18), Caterina Barloggio (19), Stefanie Siegenthaler (18) und Team-Küken Thea Brogli, die mit 16 Jahren ihren Einstand bei der Elite gibt.
Am Boden kommen die Fans heute in den Genuss einer neuen Übung. «Ich hoffe, ich kann die Leute damit mitreissen», so die Titelanwärterin. Wer allerdings am Sprung auf ihre Weltpremiere unter Frauen, den Tschussowitina mit zusätzlicher halber Schraube wartet, dürfte enttäuscht werden. Der «Steingruber» ist noch nicht ausgereift, ein frühzeitiger Versuch wäre fahrlässig. «Das Ziel ist eine Medaille und nicht, etwas zu riskieren», sagt Giulia. Wie schon 2013 und 2014 liegt Gold auch mit ihren bewährten Sprüngen Tschussowitina und doppelt geschraubtem Jurtschenko drin.
Der Druck beim Heimfest ist gross. Die Hoffnung, nicht zu versagen, auch. Aber sie lebt – dank Giulia Steingruber.