Selbst Biles staunt ab und zu über sich selber. «Wenn ich mir Videos anschaue, denke ich manchmal: ‹Oh mein Gott, wie habe ich das gemacht›», sagte sie am Donnerstag nach ihrem fünften WM-Titel im Mehrkampf. Sie turnt Höchstschwierigkeiten, als wäre es das Einfachste der Welt.
Ausserdem scheint sie über endlose Energiereserven zu verfügen, jedenfalls zeigte sie am Sonntag sowohl am Schwebebalken (15,066) als auch am Boden (15,133) ihre beste Übung an diesen Weltmeisterschaften. Am Schwebebalken distanzierte sie die zweitplatzierte Chinesin Liu Tingting um 0,633 Punkte, am Boden liess sie ihre Konkurrentinnen gar um einen und mehr Punkte hinter sich.
Erstmals fünf Goldmedaillen an einer WM
Dass Biles in einer eigenen Dimension turnt, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch erlebte die 22-jährige Amerikanerin in der stimmungsvollen Hanns-Martin-Schleyer-Halle eine persönliche Premiere, hatte sie doch noch nie zuvor an einer WM fünf Goldmedaillen gewonnen – 2014, 2015 und 2018 stand sie jeweils viermal zuoberst auf dem Podest, wie auch an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.
Biles ist nach der Russin Larissa Latynina (1958 in Moskau) die zweite Athletin, die das geschafft hat. Nach den Triumphen mit dem Team und im Mehrkampf musste sie sich in den Gerätefinals einzig am Samstag am Stufenbarren (5.) geschlagen geben.
Premiere in Stuttgart mit zwei unglaublichen Elementen
Bezüglich der Anzahl WM-Medaillen überflügelte die nur 1,42 m grosse Biles den Weissrussen Witali Scherbo, der von 1991 bis 1996 23 Podestplätze erreicht hatte. Noch beeindruckender ist, dass 19 der 25 Auszeichnungen goldene sind.
Ausserdem zeigte Biles in Stuttgart zum ersten Mal an einem internationalen Wettkampf zwei unglaubliche Elemente: am Boden den «Triple-Double», einen Doppelsalto gehockt mit integrierter Dreifachschraube, sowie am Schwebebalken als Abgang einen Doppelsalto rückwärts mit doppelter Schraube. Es sind zwei weitere Elemente, die nun nach ihr benannt sind. Ein Turn-Denkmal ist ihr auf sicher. (SDA)