Ein Lautsprecher war Christian Baumann (28) noch nie. Dass seine Worte aber Gehör finden, liegt allein schon daran, dass er der älteste und erfahrenste Schweizer Turner an der am Samstag in Antwerpen beginnenden WM ist.
Der Aaraguer ist der letzte übrig gebliebene Mohikaner der goldenen Turn-Generation des STV, die sowohl für Rio 2016 als auch für Tokio 2021 die Olympia-Quali schaffte. Die Reck-Europameister Pablo Brägger (30) und Oliver Hegi (30) traten 2021 zurück, Benjamin Gischard (27) und Eddy Yusof (28) müssen wegen Verletzungen auf eine WM-Teilnahme verzichten.
Mehr zum Kunstturnen
Auch bei Baumann schlug die Verletzungshexe zu. Nach der WM 2021 in Kitakyushu liess er sich am Ellbogen operieren. Und kaum war er wieder zurück, zwickte es im Handgelenk, das er ebenfalls operieren lassen musste. Knapp zwei Jahre dauerte die Leidenszeit. «Wenn die anderen an eine EM oder WM fuhren, hat mich das schon mitgenommen», so Baumann. Die Sinnfrage, ob er sich das Ganze weiterhin antun soll, stellte er sich aber nie.
Ziel: Olympia-Hattrick
Denn Baumanns grosser Traum ist die dritte Olympia-Teilnahme im nächsten Jahr in Paris. Dafür schraubt er am Sonntag in der WM-Qualifikation, wenn es um die zwölf Olympia-Startplätze für die Teams geht, auch seine Ambitionen etwas zurück. Am Barren, seinem Paradegerät, verzichtet er auf sein eigenes Element, um das Risiko zu minimieren.
«Es fuchst mich schon, dass ich mein eigenes Element nicht zeigen kann», sagt Baumann. «Aber es nimmt auch Druck weg. Und für das Team nehme ich das gerne in Kauf.» Die Team-Leistung steht über allem. Deswegen gilt: Safety first. Denn schafft es die STV-Riege, dass an den sechs Geräten kein Sturz in die Wertung kommt, ist ihr ein Platz in den Top 12 kaum zu nehmen. Was für Potenzial im Schweizer Team steckt, zeigen die beiden 4. Plätze an der EM 2022 in München (D) und in diesem Frühling in Antalya (Tür).
An der am Samstag in Antwerpen (Be) beginnenden WM geht es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024. Die besten zwölf Teams beider Geschlechter sichern sich den Startplatz für Paris. Bei den Männern sind China, Japan und Grossbritannien, die Top 3 der WM 2022, bereits qualifiziert.
Für die Schweizer treten neben Noe Seifert (24) und Florian Langenegger (20), die den Mehrkampf bestreiten, auch Christian Baumann (28), Luca Giubellini (20) und Taha Serhani (28) an. Die STV-Riege ist am Sonntagmorgen ab 10 Uhr im Einsatz.
Für die Schweizer Frauen ist der Olympia-Traum im Frühjahr an der EM geplatzt. Lena Bickel (19) und Anny Wu (20) kämpfen am Montag in der Mehrkampf-Qualifikation um Einzeltickets für Paris. Nicht am Start sind die russischen Teams, die 2021 in Tokio sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Olympia-Gold geholt hatten.
An der am Samstag in Antwerpen (Be) beginnenden WM geht es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024. Die besten zwölf Teams beider Geschlechter sichern sich den Startplatz für Paris. Bei den Männern sind China, Japan und Grossbritannien, die Top 3 der WM 2022, bereits qualifiziert.
Für die Schweizer treten neben Noe Seifert (24) und Florian Langenegger (20), die den Mehrkampf bestreiten, auch Christian Baumann (28), Luca Giubellini (20) und Taha Serhani (28) an. Die STV-Riege ist am Sonntagmorgen ab 10 Uhr im Einsatz.
Für die Schweizer Frauen ist der Olympia-Traum im Frühjahr an der EM geplatzt. Lena Bickel (19) und Anny Wu (20) kämpfen am Montag in der Mehrkampf-Qualifikation um Einzeltickets für Paris. Nicht am Start sind die russischen Teams, die 2021 in Tokio sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Olympia-Gold geholt hatten.
Weil es in Antwerpen (Be) einzig um den Teamerfolg geht, zeigt Baumann am Barren eine weniger schwierige Übung. «Eine, die ich eigentlich im Schlaf können sollte.» Der Einzug in den Gerätefinal ist deswegen praktisch unmöglich. Zwei EM-Medaillen gewann Baumann bereits am Barren, vor zwei Jahren erreichte er den WM-Final. Auch am Reck und am Pauschenpferd ist Baumann eine Bank, zudem turnt er noch an den Ringen.
WM-Debüt in Antwerpen
An Antwerpen hat Baumann gute Erinnerungen. 2013 bestritt er in der Hafenstadt in Flandern seine erste WM. «Ich hatte keinen Druck und konnte alles einfach geniessen», erinnert er sich. Mit im Team damals war auch Claudio Capelli (36), der heutige Nationaltrainer.
Zehn Jahre später lastet ein grösserer Druck auf Baumann, schliesslich geht es um viel. «Bei mir war es eigentlich immer so, dass ich unter Druck abgeliefert habe», gibt sich Baumann selbstbewusst. Er versucht, das Drumherum auszublenden, und das zu tun, was er tagtäglich im Training macht: seine Übungen durchzuziehen.
Baumann ist optimistisch, denn auch das Vertrauen in seine jüngeren Teamkollegen ist gross. Vor allem von deren Konstanz ist der Aargauer beeindruckt. «Es war nicht einfach, in das Team zu kommen», so Baumann. Die Zukunft des STV sieht er rosig. Mindestens bis zu den Olympischen Spielen in Paris will auch Baumann seinen Teil dazu beitragen.