Es ist der blanke Horror: Jede zehnte Schweizer Gymnastin wurde geschlagen, 90 Prozent wurden regelmässig angeschrien. Beleidigungen, Bemerkungen über Aussehen und Gewicht, körperliche Schmerzen – alles an der Tagesordnung, das zeigt der Bericht zu den Zuständen in der Rhythmischen Gymnastik beim STV.
Das ist nicht irgendwann in düsterer Vergangenheit oder in einem fernen Ostblockstaat passiert. Sondern zwischen 2012 und 2020, hier in der Schweiz. Wahnsinn.
Was die Sache noch schlimmer macht: Das ist nicht das Werk einiger überehrgeiziger Spitzensport-Trainerinnen. Im Breitensport sind die Zahlen laut der Umfrage, an der 152 Gymnastinnen teilnahmen, noch verheerender.
Hätte ich eine Tochter, die Rhythmische Gymnastik betreibt, ich würde sie nicht mehr zum STV schicken. Nicht, bis man mir konkret erklärt hat, wie man das Problem in den Begriff bekommen will.
Denn blumige Worte gab es in den letzten Jahren viele, Neuanfänge wurden immer wieder versprochen. Jetzt muss etwas passieren, das ist die letzte Chance.
Es braucht einen radikalen Neustart. Neues Personal auf allen Ebenen. Es braucht neue Trainerinnen, neue Methoden, neue Funktionäre, ein neues Verständnis davon, worum es hier überhaupt geht. Man muss sich schon fragen: Was bitte ist daran so schwierig, Kinder und Jugendliche nicht zu quälen?
Es braucht Transparenz. Das heisst auch, dass Eltern hinschauen müssen. Und sie müssen es können. Dass die absurde Regel, dass Eltern im RG-Training nicht zuschauen dürfen, vielerorts bis heute nicht in Frage gestellt wurde, sagt alles über den Geist, der bisher herrschte. Damit muss nun Schluss sein. Endgültig.