Das meint BLICK
Wie blind kann man sein?

Sportlerinnen als «fett» bezeichnen, sie zu triezen und gegeneinander ausspielen: Das sind Trainings-Methoden, die längst überwunden geglaubt schieden. Schockierend, dass dies beim STV auch 2020 noch möglich zu sein scheint, meint Sport-Redaktor Emanuel Gisi.
Publiziert: 23.06.2020 um 08:18 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2020 um 10:53 Uhr
Emanuel Gisi

Wie blind kann man sein? Das fragen sich Eltern, Angehörige und Athletinnen, wenn es um die Zustände in der Rhythmischen Gymnastik geht. Schon 2013 musste die Nationaltrainerin ihren Posten räumen, weil ihr Verhalten ethischen Standards nicht genügte.

2007 war es das Kunstturnen, wo Nationaltrainer Eric Demay das Team um Ariella Käslin dermassen schikanierte, dass die Mannschaft streikte.

Und jetzt sind wir wieder so weit. Was ehemalige Kaderathletinnen nun erzählen, klingt nicht danach, als ob man beim STV besonders viel gelernt hätte. Die Methoden, mit denen Nati-Trainerin Iliana Dineva laut ihren ehemaligen Schützlingen ihren Job ausübt, gemahnen an die Steinzeit des Turnsportes.

Die Sache ist eindeutig:

Sportlerinnen immer wieder als «fett» zu bezeichnen, um sie dazu zu bringen, auf ihre Figur zu achten? Geht gar nicht.

Sportlerinnen ein Kompliment für ihr Gewicht zu machen, wenn sie nach tagelanger Krankheit abgemagert in die Trainingshalle zurückkehren? Geht gar nicht.

Sportlerinnen nach einem vergeigten Wettkampf das Essen streichen? Geht gar nicht.

Sportlerinnen zu unterstellen, sie spielten ihre Verletzung nur vor und sie unter Druck setzen, doch anzutreten? Geht gar nicht.

Sportlerinnen, die im selben Team für die Schweiz antreten, gegeneinander ausspielen? Geht gar nicht.

Sportlerinnen körperlich anpacken, dass es danach richtig wehtut, wenn es bei einer Übung hapert? Geht gar nicht.

Um das zu erkennen, braucht es keine hochspezialisierte Trainerausbildung auf Spitzenniveau. Eine Portion gesunder Menschenverstand reicht dafür vollkommen aus.

Was es braucht: Verantwortliche, die sich fragen, wie sie so etwas zulassen können. Und die sich in der Person von STV-Leistungssportchef Felix Stingelin und seinem Chef Ruedi Hediger, selbst bis 2007 Chef Leistungssport, ernsthaft überlegen, ob sie die Probleme, die es scheinbar schon seit Jahren gibt, ernst genug genommen haben.

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