Sie sei total happy, sagt Spirig beim Medien-Termin, den sie in Zürich am Fuss des Uetlibergs einberufen hat. Nur ein paar hundert Meter entfernt von der Frauen-Klinik des Triemli-Spitals. «Aber nein, ich bin nicht schon wieder schwanger», reagiert sie auf eine entsprechende nicht ganz ernst gemeinte Frage. Hebt zum Beweis das rote T-Shirt und zeigt ihren bereits wieder komplett austrainierten Waschbrett-Bauch. «Ich kann doch auch eine Pressekonferenz geben, ohne dass ich schwanger bin», scherzt Nicola.
Bestens gelaunt also. «Die Zeit mit unserem zweiten Kind Malea ist seit der Geburt wunderbar und unkompliziert verlaufen, viel einfacher als 2013 mit Sohn Yannis.» So wunderbar, dass Spirig bereits früh wieder mit dem Training beginnen konnte. Mittlerweile sei das der gewohnte Alltag. «Ich trainiere wieder dreimal täglich, kann mit der starken Trainingsgruppe von Brett Sutton wieder gut mithalten. Ich fühle mich wieder als Athletin.»
Was das heisst, braucht Nicola also kaum noch zu erklären. Man kennt sie ja. Sie will neben der Familie auch wieder Vollblutsportlerin sein. Das bedeutet: Rückkehr auf die Wettkampf-Bühne. Bereits am kommenden Sonntagvormittag in Locarno beim Triathlon über die olympische Distanz – 1,5 km Schwimmen, 40 km auf dem Fahrrad und 10 km Laufen. «Es wird mein erster Wettkampf seit dem Olympiarennen im August 2016 in Rio. Und ich bin gespannt, was dabei heraus kommt.»
Und Locarno ist nur der Anfang ihres Comebacks. Zwei Wochen später geht es erst richtig los. «Mitte September starte ich in Rotterdam beim WM-Serie-Final. Dort ist dann die ganze Weltelite dabei. Das gibt für mich eine echte Standort-Bestimmung. Ich bin noch nicht in Top-Form», sagt Nicola. «Das kann ich so wenige Wochen nach der Geburt auch gar noch nicht sein. Ich werde in Rotterdam auch nicht einen Platz ganz vorne belegen, wie ich mir das normaler Weise gerne wünsche. Vielleicht komme ich dort auch bloss als Dreissigste ins Ziel. Aber ich werde alles dafür geben, dass das nicht passiert.»
Was ist den für Nicola Spirig und ihren Trainer Brett Sutton der Sinn dieses schnellen Comebacks? «Diese Wettkämpfe gegen die Weltelite sind für uns eine echte Standort-Bestimmung. Sie zeigen mir, wo ich bereits wieder stehe, decken aber auch gnadenlos auf, woran ich auf die nächste Saison hin noch speziell arbeiten muss.»
Nächste Saison? Nein, Nicola denkt bereits weiter. Bis Tokio 2020 – «die fünfte Teilnahme an Olympischen Spielen ist langfristig definitiv mein Ziel», sagt sie. Damit ist auch klar: «Ein Umstieg auf die lange Ironman-Distanz ist für mich vom Tisch.»