Von klein auf sucht er seine wahre sportliche Begabung – und bricht dazu alle Regeln. Im Juni dieses Jahres, vier Tage nach dem Ironman Nizza und 72 Stunden vor der Challenge Roth, twittert Cameron Wurf (34): «Bin gerade mit Froomy und Team Sky im Kurztrainingslager, 160 Kilometer mit 4000 Höhenmetern.»
Trainingsexzesse prägen das Eisenmann-Image wie die sterbenden Schwäne den Fussball. Doch Wurf eröffnet neue Dimensionen. Seit einem Jahr versetzt der «Uber-Biker» die Konkurrenz in Angst und Schrecken. Zehn Ironman (3,8 km Swim, 180 km Bike, 42,195 km Run) bestreitet er in diesem Zeitraum, einmal gewinnt er, sechsmal fährt er Rad-Streckenrekord – auch bei der WM auf Hawaii.
Beim Ironman Zürich vom Sonntag jagen ihn die Schweizer Ronnie Schildknecht (strebt den 10. Sieg an), Sven Riederer, Ruedi Wild und Jan van Berkel. Vor einem Jahr fuhr Wurf allen davon, wurde aber auf dem Marathon ein- und überholt. Das soll sich heuer ändern.
Die dritte Sportkarriere läuft
Wurf wagt bereits seine dritte Sportkarriere. Geboren auf der Mini-Insel Lord Howe Down Under, beginnt er auf Drängen von Muttern zu rudern wie ein Berserker, sodass er Australien bei Olympia 2004 im leichten Doppelzweier vertritt. «Leidenschaft aber entwickelte ich nie, ich wollte einfach nach Olympia», sagt er heute.
2006 wechselt er zum Radsport, bestreitet Giro und Vuelta, doch «irgendwann hatte ich die Schnauze voll». Er steigt um – zum Triathlon.
Seine Vielstarterei erscheint durchgeknallt, doch Wurf verfolgt den grossen Wurf. «Die vielen Rennen sind Training, nur Hawaii zählt, dort will ich einmal gewinnen.» Sein Mastermind heisst Tim Kerrison, Sky-Starcoach, und der baut ihn kontinuierlich auf. Im Marathon nähert Wurf sich der Drei-Stunden-Grenze. Sein Plan könnte aufgehen.
Bewunderung für Dopingsünder
Wäre da nicht selbst verursachter Argwohn. In seinem Blog dringt allzu
viel Bewunderung durch für «Lance» (Armstrong), «Froomy» (Chris Froome), «Ivan» (Basso) und dessen berüchtigten Trainer «Aldo» (Sassi). Allesamt waren sie verwickelt in spektakuläre Dopingskandale. Honi soit qui mal y pense.