Der König kämpft um seine Krone! «Wenn sie mir jemand entreisst, muss er sie auch verdienen. Ich werde sie mit allen Mitteln verteidigen», sagt Jan van Berkel (33). Der Titelverteidiger des Ironman Zürich ist dafür bereit. Er will gewinnen. Und sich das Ticket für den jährlichen Triathlon-Höhepunkt in Hawaii (12. Oktober) holen.
Zwei Startplätze werden in der Limmatstadt vergeben – die Chancen Van Berkels stehen gut. Sogar die Haare hat er sich schneiden lassen. «Das mache ich vor einem Wettkampf aus Aberglauben nie. Zumindest nicht bei einem Coiffeur.» Welchen Trick hat er also angewandt? Van Berkel lachend: «Meine Frau Sarah hat zur Schere gegriffen!»
Die ultimative Herausforderung war es für die ehemalige Eiskunstlauf-Weltmeisterin und heutige Journalistin – früher hiess sie Sarah Meier – allerdings nicht. Van Berkel mag es unkompliziert. «Ich bin jetzt sprichwörtlich bis zu den Haarspitzen motiviert.» Neben der guten Form hat Van Berkel kürzlich noch einen weiteren Motivationsschub erhalten: Er wird im Januar erstmals Vater. «Ein Wunschkind», wie er betont. Einen direkten Zusammenhang mit seiner Leistung im Wasser, auf dem Rad und in den Laufschuhen sieht er nicht – zumindest noch nicht. «Aber es schadet definitiv nicht, zu wissen, dass ich Papi werde. Sarah und ich freuen uns riesig.»
Wer tritt kürzer – Sarah oder Jan van Berkel?
Riesig ist auch die Herausforderung, die ein Kind mit sich bringen wird. «Das ist aber bei allen werdenden Eltern so», sagt Van Berkel. Und relativiert sogleich: «Bei mir als Triathlet ist es vielleicht noch extremer. Wenn ich nicht richtig schlafe, bringe ich schwächere Leistungen – und verdiene letztlich weniger.» Ob und wer im Hause Van Berkel künftig kürzertreten wird, ist noch unklar. Für ihn ist klar: «Sarah hat auch ihre beruflichen Ziele. Das respektiere ich sehr. Wir haben aber beide ein modernes Bild einer Familie – ich bin sicher, wir finden gute Lösungen.»
Zurück zum Ironman Zürich. Van Berkel resümiert: «Ich bin gesund, ich bin fit, ich bin happy.» Dennoch wird er sich heute Morgen auch mit einem weinenden Auge in den Zürichsee stürzen. Denn: Es ist die letzte Austragung des Ironman Zürich – ab nächstem Jahr zieht der Event (bis 2024) nach Thun. «Als Zürcher schmerzt es wahnsinnig. Es ist der älteste Ironman auf dem europäischen Kontinent, seit 1997 wurde hier gestartet – und ich habe alles mitverfolgt. Es ist einer jener Events, bei dem man zehn Jahre später sagt: Schade gibt es den nicht mehr. Wie die Züri- Metzgete. Aber das ist der Entscheid. Wir Triathleten gehen dahin, wo es Startmöglichkeiten gibt.» Letztlich werde er so oder so immer Hühnerhaut haben, wenn er an der Landiwiese vorbeifahre. «Hier habe ich Erinnerungen fürs Leben gemacht.»
Noch ist die Zeit für Sentimentalitäten aber nicht da. Van Berkel will in Zürich noch einmal brillieren. Schafft er es nicht, fliegt er nicht nach Hawaii. Die Rechnung ist einfach. «Stimmt, es gibt keinen Plan B», sagt er. Und erklärt: «Nach Zürich wäre noch Hamburg, doch dafür habe ich mich nicht angemeldet.»
Van Berkel geht All In. Es gäbe keinen besseren Ort und Zeitpunkt dafür.