Ironman-Queen Badmann ehrt Ryf
«Im Vergleich zu Daniela bin ich eine Softie»

Quallen quälen Daniela Ryf (31) beim Schwimmen, doch dann triumphiert sie zum 4. Mal auf Hawaii. Eine Würdigung von Legende Natascha Badmann (51).
Publiziert: 14.10.2018 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 08:29 Uhr
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Sieg, Streckenrekord, Konkurrenz zerlegt: Ryf teilt ihr Glück.
Foto: Getty Images for Ironman
Natascha Badmann aus Hawaii

Der Mythos Hawaii hat schon viele Helden und viele Heldinnen geboren. Nach diesem historischen Rennen aber sage ich: Daniela Ryf ist das Mass aller Dinge im Triathlon. Wahrhaftig auf dem Weg zur Legende!
Sie weiss es selbst, das habe ich gespürt, als ich ihr im Ziel gratuliert habe. Sie war so stolz, strahlte eine enorme Energie aus und riesige Freude. Der grösste Moment in ihrer Karriere, der wertvollste Sieg, einer der denkwürdigsten in der Ironman-Geschichte.

Streckenrekord. Radrekord. Schnellste Ironman-Zeit. Man wird lange, lange warten müssen, bis man wieder eine solche Leistung sieht. Dieser Vorsprung, unfassbar, sie könnte zwischendurch auch mal duschen gehen! Ich habe immer knapp gewonnen. Ich war «Miss closest victory», Daniela ist «Miss superior victory».

Nach Quallen-Hölle öffnet sich der Himmel

Ihr Triumph ist umso wertvoller, als er ihr schwerfiel. Sie erlebte im Schwimmen die Quallen-Hölle, bevor sich ihr auf dem Rad der Himmel öffnete. Leichte Siege sind toll, schwierige bleiben haften. Krisen meistern, sich selbst überwinden – das zeichnet wahre Champions aus.

Ich bewundere Daniela. Ihren Biss, ihre Seriosität, die Intensität ihres Trainings. Sie finisht an einem Tag über die olympische Distanz, am nächsten einen Ironman. Das hätte ich weder physisch noch mental geschafft. Ich war 14 Tage leer nach einem Ironman, brachte meine Füsse kaum mehr in die Schuhe.

Sie trägt den gleichen Helm wie ich, wir sind beide Schweizerinnen – aber sonst haben wir wenig gemeinsam. Ich war eine Softie, sie ist eine Hardlinerin. Ich verschob Grenzen mental, Daniela trainiert länger, härter. Ich wäre daran zerbrochen.

Daniela kann elfmal gewinnen

Jeder Sieg auf Hawaii war für mich einzigartig. Jedes Training, jedes Rennen hatte eine eigene Geschichte, vielleicht konnte ich deshalb bis 50 auf Hawaii starten. Daniela hingegen fokussiert auf Rekorde. Ich war 36, als ich auf Hawaii zum vierten Mal gewann, sie ist 31! Sie kann elfmal gewinnen, alle Legenden in den Schatten stellen. Das muss sie reizen. Denn unerhört ist die Wertschätzung, die Legenden auf Hawaii erfahren, wichtiger als alles Geld.

Daniela spürt aber auch, dass ihre All-in-Philosophie auf Dauer heikel ist. Sie sucht sachte neue Wege. Sie macht Pausen. Plant langfristig. Trainiert mit Männern. Experimentiert mit der Aerodynamik. Vor allem aber will sie mehr als Frau wahrgenommen werden, gerne zeigt sie sich feminin. All dies könnte ihr helfen, die Hawaii-Krone noch lange zu tragen.

Hier läuft Daniela Ryf ins Ziel ein
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Vierter Sieg beim Ironman auf Hawaii:Hier läuft Daniela Ryf ins Ziel ein

Triathlon hat sich verändert und die Athleten mit ihm. Zu meiner Zeit galten wir als «Spinner». Ging ich joggen, forderten mich Bäuerinnen auf, besser Energie zu sparen und beim Heuen zu helfen. Unsere Resultate machten keine grossen Schlagzeilen. Für den ersten Hawaii-Sieg erhielt ich 20'000 Dollar, minus 35 Prozent Steuern! Das änderte sich mit meinen jahrelangen Erfolgen. Zuletzt bekam ich 120'000 Dollar.

Daniela ist Profi, ein Medien-Star, Millionärin. Mit dem Finish rast ihre Story um die Welt. Gleichwohl möchte ich nicht mit ihr tauschen. Wobei, eine Million nähme ich gerne ...

Ob sie aber die enormen Glücksgefühle eines Hawaii-Sieges so lange und intensiv auskosten kann wie ich damals? Ich wünsche es ihr von Herzen.

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So gefährlich sind Quallen-Attacken

Der Tag beginnt schlecht für Daniela Ryf. Beim Schwimmen im 26 Grad warmen Meer attackieren sie Quallen. In der Achselhöhle. Ryf hat höllische Schmerzen, kann den Arm kaum mehr bewegen, denkt ans Aufhören – und verliert über zehn Minuten! Dank mentaler Stärke überwindet sie die Krise und beginnt auf dem Rad ihre Aufholjagd, die mit dem 4. Triumph auf Hawaii endet.

Was Ryf bei ihrer Parforce-Leistung widerfuhr, erleben jährlich auch Tausende Touristen: Quallen-Attacken. Die Viecher sind eine Plage, oft aber harmlos. Die Haut färbt sich nach einer Attacke rot. Es juckt, es brennt – mit Rasierschaum oder Essig kann man den Schmerz behandeln.

Quallen-Attacken können aber auch bös enden. Etliche der 1000 bekannten Quallen-Arten lösen Krämpfe, Brechreiz und Atembeschwerden aus. Schlimmstenfalls können ihre Attacken töten.

Zu den giftigsten Sorten gehören Würfelquallen. Keine Bange: Sie finden sich kaum in Europas Meeren, aber vor Australien und Thailand – dort wurde 2015 eine Touristin von einer Seewespe getötet. Deren Tentakel sind meterlang – sie zu berühren, ist verheerend. Das Gift vermag 200 Menschen zu töten.

In Asien werden Quallen aber auch gegessen. Sie gelten als gesund, sind fettfrei und haben Spuren-elemente wie Natrium oder Magnesium.

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