«Das war das verrückteste Rennen meiner Karriere», sagte Daniela Ryf nach ihrem Ironman-Triumph im vergangenen Jahr. Tatsächlich schrieb die Solothurnerin Triathlon-Geschichte: Unmittelbar vor dem Start wurde sie unter den Armen von einer Qualle gebissen. Von Schmerzen geplagt, verlor sie auf der 3,8 Kilometer langen Schwimmstrecke bis zu zehn Minuten auf die Konkurrenz, setzte dann zu einer unvergleichlichen Aufholjagd an und stellte in 8:26:16 Stunden einen neuen Streckenrekord auf.
Ob es in diesem Jahr auf Hawaii erneut eine Rekordjagd gibt, hängt nicht von den Quallen ab, wohl aber von anderen Natureinflüssen: Bläst der Wind an der Westküste von Big Island zu stark, geraten die Bestmarken auf der Radstrecke und damit der Streckenrekord ausser Reichweite.
An den Quallenbiss wird Ryf, wenn sie heute um 18.35 Uhr Schweizer Zeit (ARD) in Kona ins Wasser springt, ohnehin keinen Gedanken mehr verschwenden. Ihr Blick geht nach vorne. «Ich habe gemerkt, dass ich sehr relaxt bin», sagt die 32-Jährige, die sich auf der Hawaii-Insel Maui drei Wochen lang auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet hat.
Dass ihre Form stimmt, hat Ryf vor vier Wochen in Nizza mit ihrem fünften WM-Titel über die halbe Ironman-Distanz bewiesen. «Seither habe ich nochmals einen grossen Schritt nach vorne gemacht», warnt sie die Konkurrenz. Doch wer könnte ihr einen fünften Triumph auf Hawaii überhaupt streitig machen? Ryf: «Zum Favoritenkreis gehört sicher die Deutsche Laura Philipp, die im Vorjahr verletzt war. Die Britin Lucy Charles-Barclay dürfte ebenfalls ein harter Brocken sein. Sie wird sich gegenüber dem letzten Jahr nochmals verbessern können.»
Konkurrenz hin oder her: Wer wie Ryf seit mehr als drei Jahren über die 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad und 42,195 km Laufen ungeschlagen ist, kommt um die Favoritenrolle nicht herum. «Mein Fokus liegt ganz bei mir. Kann ich meine Leistungen abrufen, dann habe ich auch gute Chancen auf den Sieg.»