Sie ist 1,75 Meter gross, wiegt 59 Kilo. Kein Gramm Fett, nur Muskeln und Sehnen. Wie Frau aussieht, wenn sie jeden Tag bis zu sieben Stunden trainiert, als Sonntagsausflug einen Marathon läuft oder eine Velotour von Bern nach Zürich macht und dazu noch akribisch auf die Ernährung achtet, beweist die Solothurnerin Daniela Ryf.
Die 28-jährige Modell-Athletin outet sich als Masochistin – wenn auch nur im sportlichen Sinne. «Man muss ein ungewöhnliches Verhältnis zu körperlichen Qualen haben», sagt die Triathletin, die bei jedem Training ihre Grenzen auslotet. «Schmerz ist das Zeichen, dass ich in einen neuen Level vordringe.» Alles, was nicht wehtut, sei nur Komfortzone.
Aus dieser kam sie im letzten Jahr bei ihrem Debüt auf Hawaii. Obwohl sie damals erst einen Ironman absolviert hatte – in Zürich war sie gleich als Siegerin gefeiert worden –, verpasste sie bei der Ironman-WM den grossen Triumph nur knapp.
Mangels Erfahrung, sagt sie. Weil sie einen Energieriegel verlor und liegen liess. «Diese 200 Kalorien fehlten mir», so Ryf.
Nicht nur, sagen die Experten. Sieben Kilometer vor dem Ziel rauschte eine begnadete Läuferin leichtfüssig an der gezeichneten Ryf vorbei – die dreifache Weltmeisterin Mirinda Carfrae (34).
Die Lust auf Revanche an der Australierin treibt Ryf seither an. Die Triathlon-Weltmeisterin auf der Mitteldistanz und Ironman-Europameisterin (2015) weiss seit jener Niederlage nicht mehr, was Verlieren heisst. «Ich bin nochmals stärker geworden, kenne heute auch die Essgewohnheiten auf der Strecke besser», sagt sie.
Um perfekt auf das subtropische Klima vorbereitet zu sein, hat sie in den letzten Wochen auf der südkoreanischen Insel Cheju trainiert und ist früher auf Big Island angereist. Hawaii, das heisst Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und manchmal starker Gegenwind.
Ryf sieht sich heute selbst in der Favoritinnen-Rolle. «Es spricht nicht viel dagegen, dass ich gewinne», sagt sie selbstbewusst. Ausser Mirinda Carfrae. Die Titelverteidigerin lieferte diese Saison zwar keine Spitzenresultate, setzt aber alles auf Kona.Ausserdem bleibt sie im Marathon das Mass aller Dinge. Ihre Wundermarke: 2:50 Stunden. Ryf lief bisher noch nie unter 3:05.
Für die Schweizerin sprechen indes die Zeiten im Wasser und auf dem Rad. Ihr Schlüssel zum Sieg: Unter 3 Stunden laufen! Daran feilt sie mit Erfolgscoach Brett Sutton (Aus). Akribisch, so wie es zu ihrem perfektionistischen Charakter passt. «Manchmal vergleiche ich meinen Körper mit dem der Konkurrentinnen und bin eingeschüchtert, wenn sie fitter aussehen als ich.» Sagt ausgerechnet die Swiss Iron Lady mit dem Super-Body!