Acht verrückte Hawaii-Storys
Heisse Höschen und kochendes Blut am Ironman

Der legendäre Ironman auf Hawaii ist das Non plus Ultra im Triathlon-Sport. Am Samstag (ab 18.30 Uhr) mühen sich die Ironmen und -women wieder ab. Hierzu einige Anekdoten und Infos.
Publiziert: 08.10.2016 um 14:18 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:35 Uhr
1/4
Protest gegen halbnackte Deutsche: «Underpant Run» auf Hawaii.
Foto: ddp images/ZUMA

Unbegrenzte Jugend – «Nütze dein Leben oder verliere es», schreibt Lew Hollander auf seiner Webseite. Der Physiker und Distanzreiter ist der älteste Mensch, der je auf Hawaii finishte. 82 Jahre und 129 Tage alt, erreicht er 2012 die Ziellinie in 16:45:52 Stunden. Eine Viertelstunde schneller und 99 Tage jünger ist Schwester Sister Madonna Buder. Heute treten sie etwas kürzer. Lew philosophiert als Autor über Schoggi («Ein Tag ohne ist düster»), die eiserne Schwester wirbt für Nike: «Unbegrenzte Jugend? Just do it!»

Hot pants – Heute grassiert die Furcht vor Burkas, früher vor unverhüllten Athleten. Diese trainieren Ende der Achtziger mit nichts als heissen Höschen. Sittenstrenge Insulaner rufen aus Protest den «Underpant Run» ins Leben, einen Lauf in Unter- oder Badehosen. Inzwischen verlustieren sich Hunderte am halbnackten Ballyhoo gegen «sündhafte Kleidung», es ist ein erfolgreiches Charity-Projekt. Das dabei zelebrierte Workout wird im Befehlston vorgetragen. Auf Deutsch.

Der Wind, der Wind ... ist auf Hawaii kein himmlisches Kind, sondern ein tückischer Seitenwind namens Mumuku. Peitscht er mit 90 km/h, zittern die Athleten. Tempoteufel heisst das Motto auf der Radstrecke – Mumuku wechselt zur Mittagszeit die Richtung. Wer sich nicht beeilt, rast bis zum Wendepunkt und auf dem Heimweg in die Windhölle – und fliegt bisweilen vom Highway in die Lavaödnis.

Es gibt kein Bier ... auf Hawaii, intoniert Paul Kuhn in seinem Schlager. Nonsens, Paule, Nonsens! An der Ironman-Zielstrasse Alii Drive liegt die Kona Brewing, Kleinbrauereien bereichern das Angebot. Auch das Killer-Laster Nummer zwei saugt sich sozusagen bei jedem Atemzug in die Lunge. Die Inselvulkane erfüllen die Luft mit Feinstaub, so dass man pro Tag zwei Päckli Zigis pafft.

Urknall – Vor ihr ist Ironman eine Nische für Durchgeknallte, nach ihr Weltsport. 1982 führt Julie Moss bis wenige Meter vor dem Ziel. Plötzlich wankt sie, dann knicken ihr die Beine weg. Julie ist am Ende ihrer Kräfte, ja ihrer selbst. Doch sie krabbelt, kriecht ins Ziel, wird Zweite. ABC überträgt live in Millionen US-Haushalte. Urknall für Ironman und Julie, «Mother Ironman».

Avantgarde – Alle lachen über Scott Tinley. Der US-Tüftler fährt mit seltsamen Lenkern, wildem Helm, Radüberzügen. Bald lacht keiner mehr, Scott triumphiert 1985 auf Hawaii. Sein Material wird Kult, Triathleten avancieren zu aerodynamischen Vorreitern. Die Welt merkts an der Tour de France 1989: Greg Lemond entreisst Laurent Fignon den Sieg – mit Triathlon-Aufsatz. Ein Zeitung titelt: «Aerolenker schlägt Rossschwanz – um 58 Sekunden!»

Ice, ice, baby! – Erkaltete Lava, höllischer Asphalt und das Schild: Campen verboten! Das Energy Lab, km 26 im Marathon, grilliert Ironmen. 40 Grad Lufttemperatur, 90 % Feuchtigkeit, 50 Grad brodelnder Asphalt. Die Bluttemperatur kocht auf über 40 Grad hoch, wer nicht kühlt mit Ice, ice, baby, riskiert sein Leben. Run am Limit: 4 % Gewicht verdampfen, 10 000 Kalorien verbrennen – 20 Big Macs oder 30 Teller Spaghetti bolo.

Bis ans Lebensende – Der heilige Gral? Die Finish-Line am Ende des pechscharzen Alli-Drive. Wenn Island Breeze, die grimmig guckenden Muskeljungs, zu Stampfsound ihre Feuerfackeln kreisen, naht der Finish. Dort spricht Speaker Mike Reilly schnarrend den Satz, der sich Finishern einfräst bis ans Lebensende: «You are an Ironman!» (red)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?