In Glasgow spielt sich Historisches ab und eine Schweizerin steht dabei im Mittelpunkt – Nicola Spirig. Die 36-jährige Triathletin krönt sich mit einer überragenden Leistung zur Europameisterin. Es ist bereits ihr sechster EM-Titel. Das gab es in der Geschichte des Sports noch nie. Bislang teilte sie den Rekord mit der nicht mehr aktiven Portugiesin Vanessa Fernandes (32).
Als Achte und mit 51 Sekunden Rückstand tauscht Spirig ihren Schwimmanzug gegen das Velo ein. Kurz nach dem Fahrrad-Start kommt es im Feld zu einem Horrorsturz. Da Spirig die Gruppe anführt, bleibt sie schadlos und kann sich in ihrer Paradedisziplin absetzen. Vor ihr fahren nur noch die Französin Cassandre Beaugrand (21) und die Britin Jessica Learmonth (30). In der heutigen Form eine leichte Beute für die Olympiasiegerin.
Auf dem Velo unschlagbar
Kontinuierlich macht Spirig Zeit gut und schliesst sich dem Duo an. Nur wenig später verschärft sie das Tempo und die laufstarke Beaugrand sieht nur noch Spirigs Rücklichter. Spirig dazu: «Ich habe gemerkt, dass das Tempo langsamer wird und angegriffen. Dabei habe ich mich kurz umgedreht und gesehen, dass nur Jess mitkam.»
Zusammen mit Learmonth fährt die Bülacherin noch schneller und setzt sich deutlich von der Französin ab. «Es hat Spass gemacht. Wir mussten nicht reden, wir haben die Führungsarbeit abgewechselt.»
Beim Wechsel auf die Turnschuhe spielt Spirig ihre ganze Routine aus. Sie nutzt die kleine Lücke, die sich ergibt, und lässt Learmonth stehen. Einsam und alleine läuft sie dem EM-Titel entgegen. Dabei zeigt sie keine Anzeichen von Ermüdung – zumindest äusserlich. Spirig analysiert: Ich hatte leichte Krämpfe und am Anfang mit Seitenstechen zu kämpfen.» Überragend: Am Ende ist es ein Vorsprung von 33 Sekunden. Learmonth holt sich Silber. Bronze geht an die 21-jährige Beaugrand, die sich gegen den Pulk durchsetzten kann.
Im Interview nach dem Rennen bedankte sich Spirig bei ihren Angehörigen: «Ich hatte sehr viel Unterstützung durch meine Familie. Es ist ein Teamsieg.» Die Freude über den sechsten EM-Titel ist ihr deutlich anzusehen: «Ich bin sehr berührt.»
Am Samstag geht es für Spirig weiter in Glasgow. Der Team-Wettbewerb steht an. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Jolanda Annen hat das Schweizer Team aber wohl keine Medaillenchancen. Doch wer weiss, was Nicola Spirig wieder auspackt.