2 Millionen Dollar, Baby!
Ryf jagt den Triathlon-Jackpot

Vor zwei Jahren ging Daniela Ryf in Bahrain erfolgreich auf Millionenjagd, morgen früh (ab 4.20 Uhr MEZ) könnte sie den Coup wiederholen. Was bloss macht sie mit dem vielen Geld?
Publiziert: 24.11.2017 um 18:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:52 Uhr
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Daniela Ryf 2015 auf Millionenkurs beim Halb-Ironman in Bahrain.
Foto: Reuters
Ernst Kindhauser

Eine Million steht auf dem Spiel, da ringt Daniela Ryf (30), sonst eine beredte Gesprächspartnerin, um passende Worte. «Ich bin glücklich, dass ich in dieser Situation sein darf», sagt die weltbeste Ironwoman. Wie viele andere Menschen redet sie ungern über Geld, zumal ihr eine Millionenjagd bevorsteht. Gewinnt sie den Halb-Ironman von Bahrain über 1,9 km Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen, scheffelt sie – in Anlehnung an den grandiosen Sportfilm von Clint Eastwood – zwei Millionen Dollar, Baby!

Ryfs fantastischer Zahltag ist der Passion von Scheich Prinz Nasser bin Hamad al-Khalifa aus Bahrain geschuldet. Vor zwei Jahren rief er die Triple-Crown-Serie ins Leben, drei Ironman über die halbe Distanz, dotiert mit einem für Triathleten astronomischen Preisgeld – wer dreimal siegt, heimst eine Million Dollar ein.

Ryf knackte den Jackpot 2015, seither scheiterten alle Ironman und Ironwoman. In diesem Jahr triumphierte sie in Dubai und Chattanooga, sie ist damit die einzige Kandidatin für die Millionensause. «Geld war nie ein Grund, Sport zu machen», betont Ryf. «Ich will das beste Rennen der Saison zeigen.» Ähnlich äusserte sie sich schon vor zwei Jahren, als sei es unanständig, für stundenlange Strapazen ansprechend entlohnt würden. Ryf bleibt sich trotz der Erfolge treu, sie entspricht dem Selbstbild vieler Schweizer: arbeitsam, bodenständig, bescheiden.

Anderseits: Die Millionenjagd lässt sie träumen, wie das Preisgeld-Ranking dieses Jahres nahelegt. Ryf kassierte für ihre fünf Siege, für rund 30 Stunden Wettkampf und wöchentliche 30 bis 50 Trainingsstunden, 235000 Dollar Preisgeld. Eine Triathletin und kein Triathlet verdiente mehr, bloss vier Athleten kommen auf mehr als 150000 Dollar. Recht wenig angesichts der Entbehrungen, die dieser Sport erfordert, und im Vergleich zu lukrativen Sportarten wie Tennis.

Das erstaunt umso mehr, als Triathlon boomt, wie die Kennzahlen 3/85/650 illustrieren – die Wertsteigerung einer Geldmaschine, an deren Ursprung ein Zahnarzt aus Florida steht. Der gründete 1990 die World Triathlon Corporation (WTC) und sicherte sich die Rechte der Marke Ironman – für 3 Mio. Dollar. 2008 bezahlte ein New Yorker Hedgefonds 85 Mio. und veräusserte WTC sieben Jahre später an die chinesische Wanda Group – für 650 Millionen Dollar!

Fällt vom grossen Reibach genug für die Stars ab, welche die Cash-cow mästen? «Man kann mit den Rennen gut Geld verdienen», sagt Ryf. Der Sieger auf Hawaii, der Ironman-Weltmeisterschaft, erhält 120000 Dollar. Wer einen der rund 50 Ironman weltweit gewinnt, streicht rund 10000 Dollar ein, beim Ironman Zürich sind es 8000 Dollar. Respektable Summen, aber verglichen etwa mit dem Fussball-Business scheint es, als würden vornehmlich die Bosse absahnen und nicht die Stars.

«Die Vermarktung im Triathlon und der einzelnen Sportler muss optimiert werde», räumt auch Ryf ein. Einigen Stars aus Ländern mit grossen Märkten gelingt es, ihre Erfolge in grossem Stil zu monetarisieren. Zum Beispiel dem zweifachen Hawaii-Champ Jan Frodeno (De), ein supersmarter Schlaks, der eigenen Kaffee verkauft und T-Shirts designt. Man schätzt, dass «Frodo» im Nachgang seiner Siege auf Big Island dank Werbe- und Sponsorenverträgen rund eine Million Euro löste.

Red Bull, Erdgas, Mercedes, das Emirat Bahrain – Ryfs Sponsoren können sich sehen lassen. Fraglich allerdings, ob sie damit in den Bereich des Triple-Crown-Preisgelds vorstösst. Jedenfalls ist ihre Saisonplanung auf die Millionenjagd ausgerichtet. Nach dem Triumph auf Hawaii Mitte Oktober verkündete sie: «Meine Saison ist nicht beendet.» Kurz darauf präsentierte sie sich auf Instagram beim Lauftraining mit den Worten: «Nach einer Woche mit viel Trubel zuhause ist es Zeit, wieder in die Gänge zu kommen.»

Seither jagt sie abermals den Jackpot, im Trainingscamp auf Zypern und morgen in Bahrain. Was hat sie mit der ersten Million gemacht? «Ich bin von einer 2-Zimmer- in eine 4-Zimmer-Wohnung umgezogen, habe eine neue Couch gekauft und mein Team ausgebaut», sagt sie augenzwinkernd. Und mit einer allfälligen zweiten Million? «Ich würde ein neues Natel kaufen, damit ich bessere Fotos auf Instagram posten kann.»

Ironman 70.3 von Bahrain, Start 4.20 Uhr MEZ, Livestream auf Ironmanlive.com

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