Tragisch, skurril, traurig
Der Welt-Sport sieht schwarz

Geisterspiele, Absagen, Infizierte: Eine solche Woche hat der Sport noch nie erlebt! Ein Rückblick auf sieben schwarze Tage. Mal traurig, mal tragisch, mal skurril.
Publiziert: 15.03.2020 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2020 um 11:17 Uhr
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Von wegen Geisterspiel: Vicente Aparicio schaut sich die Partie zwischen Valencia und Atalanta Bergamo an.
Foto: Getty Images
Daniel Leu

Sonntag, 8. März, 8.30 Uhr
Heute hätte der Engadin Skimarathon stattfinden sollen. Mit über 14'000 Läuferinnen und Läufern. Trotz Absage nehmen über 1000 davon den Weg von Maloja nach S-chanf bei traumhaftem Wetter unter ihre Latten. Selbst die inoffizielle Hymne «Conquest of Paradise», die normalerweise beim Start abgespielt wird, darf nicht fehlen. Manch einer lässt «die Eroberung des Paradieses» aus Lautsprechern erklingen.

Sonntag, 8. März
Noch rollt der Ball. In der italienischen Serie B kommt es zum Spiel zwischen Benevento und Pescara. Die Gäste von der Adriaküste tragen zur Sicherheit beim Einlaufen Schutzmasken, bis Schiedsrichter Antonio Rapuano sie auffordert, diese auszuziehen. Auf Twitter erklärt der Verein: «Besorgt um die Gesundheit unserer Spieler und Gegner haben wir das Feld mit Schutzmasken betreten.»

Montag, 9. März
Es wird doch noch Hockey gespielt in der Schweiz. Um die Zwangspause in der Super League zu überbrücken, weilt der FC Thun in Grindelwald im Trainingslager. Ein Programmpunkt: ein Hockeymätschli. «Dabei bewies der eine oder andere ungeahnte Qualitäten auf dem Eis und im nicht immer ganz regelkonformen Infight», lassen die Berner Oberländer verlauten. Noch ist die Hoffnung da, bald wieder Fussball spielen zu dürfen.

Dienstag, 10. März
Jetzt verkommt selbst der Fanshop des FC St. Gallen zum Geisterort. «Wir haben einen massiven Rückgang in der Besucherfrequenz konstatieren müssen. Von daher sehen wir uns gezwungen, den Fanshop vorerst nicht weiter zu öffnen», schreiben die Ostschweizer.

Dienstag, 10. März, 21.00 Uhr
Estadio Mestalla des FC Valencia. Reihe 15, Platz 164. Hier sass er immer, Vicente Aparicio, der grösste Fan des Klubs. Seit 1948 war er Mitglied. Und auch als er später erblindete, liess er sich den Stadionbesuch nicht nehmen. «Er wollte die Atmosphäre spüren», erklärte einst sein Sohn. 2017 starb Aparicio. Seit zwei Jahren sitzt er aber wieder im Mestalla, als Statue, in seinem Wohnzimmer, Reihe 15, Platz 164. So auch an diesem denkwürdigen Dienstagabend. Rückspiel im Champions-League-Achtelfinal zwischen Valencia und Atalanta Bergamo. Wegen des Coronavirus ein Geisterspiel. Die Sitze im Stadion bleiben deshalb leer. Nur einer sitzt beinahe trotzig da: Vicente Aparicio. Er muss miterleben, wie Valencia 3:4 verliert.

Mittwoch, 11. März
Auch fürs Spiel zwischen Bochum und Heidenheim vom Samstag sind keine Fans zugelassen. Trotzdem verkauft das Heimteam Tickets. Sogenannte Geistertickets! Für 18,48 Euro. Ins Stadion darf man so nicht, aber man hilft seinem Klub, die finanziellen Einbussen zu minimieren. «Der VfL Bochum hat den Wunsch vieler seiner Fans registriert, den Verein zu unterstützen und Geisterspieltickets zu erwerben. Der VfL freut sich sehr über diesen Zuspruch und ist bereit, dem nachzukommen», teilt der Klub mit, bei dem der Schweizer Ilja Kaenzig als Sprecher der Geschäftsführung arbeitet.

Mittwoch, 11. März, 12.58 Uhr
Der erste deutsche Profifussballer wird positiv aufs Coronavirus getestet. Es handelt sich um Hannover-Spieler Timo Hübers.

Mittwoch, 11. März, 17.17 Uhr
Das Tessin verbietet bis zum 29. März sämtliche Sportveranstaltungen. Das betrifft unter anderem den HC Lugano, Ambri-Piotta und den FC Lugano. Selbst Trainings dürfen nicht mehr durchgeführt werden.

Mittwoch, 11. März, 18.20 Uhr
Die letzten Skirennen der Frauen werden abgesagt. Die Italienerin Federica Brignone wird deshalb als Gesamtweltcupsiegerin ausgerufen. «Alles surreal», lässt sie auf Facebook verlauten, «ich hoffe, dass ich in dieser schweren Zeit ein Lächeln in unser Land bringen konnte.»

Mittwoch, 11. März, 18.30 Uhr
Historisches in der Bundesliga. Die Partie zwischen Gladbach und Köln ist das erste Geisterspiel der Geschichte. Das Absurde daran: Viele Heimfans versammeln sich während des Spiels hinter ihrer Nordkurve und lassen nach dem Schlusspfiff ihre Mannschaft hochleben. Mit Sprechchören und Pyros. «Das hat sich angefühlt wie eine Meisterfeier», so Spieler Christoph Kramer. Auch absurd: Zwei Stunden später darf Liverpool in der Champions League auflaufen. Vor 52'267 Zuschauern!

Mittwoch, 11. März
Gibt es wegen den Geisterspielen den viel besungenen Heimvorteil nicht mehr? In der «Zeit» meldet sich Daniel Memmert, Professor am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik an der Deutschen Sporthochschule Köln, zu Wort. «Der Einfluss der Zuschauer wird systematisch überschätzt», sagt er. Und erklärt: «Neue Studien zeigen: Die absolute Zuschauerzahl, die Auslastung, aber auch die Verhaltensweisen der Zuschauer stehen kaum oder fast gar nicht mit dem Spielausgang im Zusammenhang.»

Mittwoch, 11. März, 20.52 Uhr
Die Schweizer Fussball-Nati fliegt nicht nach Katar. Die Testspiele Ende des Monats gegen Belgien und Kroatien sind abgesagt.

Mittwoch, 11. März, 23.53 Uhr
«Inter Mailand zieht sich per sofort aus dem Spielbetrieb zurück.» Das verkünden die Italiener zu später Stunde auf Twitter. Die «Nerazzurri» hatten drei Tage zuvor gegen Juventus Turin gespielt. Deren Spieler Daniele Rugani wurde kurze Zeit später positiv aufs Coronavirus getestet.

Donnerstag, 12. März
Anfang der Woche machte sich NBA-Spieler Rudy Gobert noch über das Coronavirus lustig. An einer Pressekonferenz hatte der Franzose der Utah Jazz demonstrativ alle Mikrofone und Aufnahmegeräte der Journalisten berührt. Vier Tage später ist alles anders. Gobert hat sich selber mit dem Virus infiziert. Die NBA stellt daraufhin den gesamten Spielbetrieb vorübergehend ein.

Donnerstag, 12. März, 5.28 Uhr
Vorsicht, Ironie! Endlich eine gute Nachricht. Das IOC lässt verlauten: Olympia findet ganz normal statt.

Donnerstag, 12. März, 8.46 Uhr
Das Coronavirus sorgt nicht nur im Profisport für Schlagzeilen. Sondern zum Beispiel auch im luxemburgischen Frauen-Basketball. Kierra Anthony ist die wichtigste Spielerin von Etzella Ettelbrück. Oder besser gesagt war. Weil US-Präsident Donald Trump bekannt gab, dass ab Freitag die Grenzen geschlossen werden, reist Anthony kurzerhand in ihre Heimat zurück. «Wie es dazu kam, wissen wir selbst nicht wirklich», erklärt Teammanager Jemp Gutenkauf gegenüber der Zeitung «Tageblatt». «Wir haben lediglich eine Nachricht erhalten, dass sie unterwegs nach Hause sei und das Land verlassen habe.»

Donnerstag, 12. März, 9.39 Uhr
Schluss! Aus! Vorbei! Die Schweizer Eishockeymeisterschaft wird abgebrochen. Sind die ZSC Lions als Quali-Sieger jetzt Meister? Zu diesem Zeitpunkt weiss das noch niemand.

Donnerstag, 12. März, 10.18 Uhr
Auch die letzten Skirennen der Männer werden abgesagt. Damit gewinnt Aleksander Aamodt Kilde zum ersten Mal den Gesamtweltcup und die Schweiz nach 31 Jahren endlich mal wieder die Nationenwertung.

Donnerstag, 12. März, 12.08 Uhr
Der spanische Profifussball unterbricht die Saison.

Donnerstag, 12. März, 12.42 Uhr
Jetzt hat auch die Formel 1 ihren ersten Coronavirus-Fall. Ein Teammitglied von McLaren hat sich angesteckt. Deshalb gibt der Rennstall Forfait für den Australien-GP vom Wochenende. Der Veranstalter hält aber an deren Austragung fest.

Donnerstag, 12. März, 17.50 Uhr
Das Coronavirus macht selbst vor E-Sports nicht halt. Auch das Finalturnier der Virtual Bundesliga verkommt zum Geisterspiel. In Köln hätte man Ende März den Gamern zuschauen können. Jetzt ist das nur noch per Stream möglich.

Donnerstag, 12. März, 18.44 Uhr
Nach der NBA setzt auch die NHL ihren Spielbetrieb aus.

Donnerstag, 12. März, 19.00 Uhr
Der FC Basel gewinnt vor leeren Rängen auswärts bei Eintracht Frankfurt in der Europa League 3:0. Man merkt auch hier: Geisterspiele sind ein Graus. Auch für den TV-Konsumenten. Ohne Fans keine Stimmung. Ohne Stimmung kein TV-Genuss. Das Magazin «11 Freunde» versucht, dem entgegenzuwirken. Auf ihrer Homepage lassen sich authentische Audiospuren runterladen. «Einfach zurücklehnen, die einzelnen Clips gemäss der Kurzbeschreibung zum richtigen Zeitpunkt abspielen – und Sie werden das Fehlen der Fans gar nicht bemerken», heisst es.

Donnerstag, 12. März, 21.17 Uhr
NBA-Spieler Rudy Gobert meldet sich auf Twitter zu Wort: «Ich möchte mich bei all den Leuten entschuldigen, die ich gefährdet habe. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass ich infiziert war.»

Donnerstag, 12. März, 23.55 Uhr
Die Zahl der positiven Fälle im Fussball nimmt immer mehr zu. Mittlerweile hat es Arsenal-Trainer Mikel Arteta erwischt. Deshalb muss auch unser Nati-Star Granit Xhaka in Quarantäne.

Freitag, 13. März, 0.08 Uhr
Das tagelange und peinliche Hin und Her hat endlich ein Ende: Der Formel-1-GP von Australien wird abgesagt.

Freitag, 13. März, 5.55 Uhr
Wie weiter mit der Super League? Der Fussballblog «Zum runden Leder» spielt ein Szenario durch. Er wertet alle noch ausbleibenden Runden so, wie die letzte Direktbegegnung ausgegangen ist. Das Resultat davon: YB wird Meister und Xamax steigt ab.

Freitag, 13. März, 9.28 Uhr
Romain Brégerie ist Experte für Geisterspiele. Schon zweimal musste der Fussballer vor leeren Rängen auflaufen. In der «Zeit» erklärt er, wie es sich anfühlt, vor null Fans zu spielen. «Viele Spieler werden durch die Reaktionen des Publikums nach einem Foul vielleicht theatralischer. Aber wenn niemand schreit, wenn du fällst, und es kommt nur der Gegner, um sich zu entschuldigen, dann kannst du nicht liegenbleiben. Das wird sofort richtig peinlich.» Worte, die Neymar wohl nicht unterschreiben würde …

Freitag, 13. März, 10.21 Uhr
Auch der deutsche Profi-Fussball kann sich endlich nach langem Rumeiern zu einem Meisterschaftsunterbruch durchringen. Aber erst nach diesem Wochenende. Fortsetzung sollte noch folgen …

Freitag, 13. März, 11.07 Uhr
Die Uefa stoppt die Champions und die Europa League. Dies gilt vorerst für die nächste Woche. Wie es weitergehen soll, auch was die EM 2020 betrifft, soll am Dienstag per Videokonferenz beraten werden.

Freitag, 13. März, 11.28 Uhr
Wie beeinflusst das Coronavirus eigentlich das Minigolfen? Bis jetzt offenbar noch nicht. Am Samstag soll das 9. Falkenturnier in Langnau im Emmental ganz normal stattfinden. Dies sagt Thomas Würsch, Technischer Chef zu BLICK. Er sei aber in Kontakt mit den Behörden. Stand jetzt wünscht der MC Berner Falken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern «guet Loch!»

Freitag, 13. März, 12.05 Uhr
Die Premier League zieht nach und unterbricht die Saison. Was bedeutet das für Liverpool, das souverän die Tabelle anführt und sich schon seit Wochen auf den ersten Meistertitel seit 30 Jahren freut?

Freitag, 13. März
Wird eigentlich irgendwo noch professionell Sport ausgeübt? Ja, und zwar im Wallis. In Veysonnaz tragen die Snowboardcrosser ihr letztes Weltcup-Rennen aus. Bei den Frauen siegt Michela Moioli und bei den Männern Alessandro Hämmerle. Einige Nationen waren bereits vor dem Wettkampf abgereist.

Freitag, 13. März, 14.20 Uhr
Jetzt ist es definitiv: Einen Schweizer Eishockeymeister 2020 wird es nie geben. Zuletzt kein Titel vergeben wurde 1940, als die Mobilmachung im Zweiten Weltkrieg dazwischen kam.

Freitag, 13. März, 16.13 Uhr
Hier die versprochene Fortsetzung. «Wegen aktuellen Entwicklungen» werden nun auch schon die Bundesliga-Spiele von diesem Wochenende abgesagt.

Freitag, 13. März, 18.45 Uhr
Für lange Zeit wohl zum letzten Mal rollt in der Schweiz der Ball. Beim Testspiel zwischen dem SC Kriens und dem FCZ. Die Zürcher siegen 4:2. Doch das interessiert wohl niemand, denn kurz zuvor hat der SFV sämtliche Spiele in allen Altersklassen verboten. Die anderen, letzten Spiele an diesem denkwürdigen Tag: YB – Winterthur 0:0, Lausanne – Sion 1:1, St. Gallen – Wil 4:1.

Samstag, 14. März, 2.45 Uhr
Noble Geste! NBA-Star Stephen Curry und die Golden State Warriors spende eine Million US-Dollar, um so ihre Hallen-Mitarbeiter zu unterstützen.

Samstag, 14. März, 10.18 Uhr
Was machen die Minigolfer? Nachfrage bei Thomas Würsch. «Gestern ging es drunter und drüber. Gegen Abend hat der Schweizerische Minigolfverband entschieden, dass alles abgesagt wird.» Mit anderen Worten: Das 9. Falkenturnier findet nicht statt.

Samstag, 14. März
Der Zusammenbruch des Spitzensports betrifft auch die Wettanbieter. Wer jetzt noch tippen möchte, muss auf exotische Begegnungen setzen, zum Beispiel aufs japanische oder türkische Basketball.

Samstag, 14. März
Immer mehr Profi-Fussballer infizieren sich. Das habe Gründe, erklärt die ehemalige Chelsea-Ärztin Eva Carneiro gegenüber «Daily Mail». Ihr Immunsystem sei vom vielen Sport anfälliger auf Viren. «Alle 72 Stunden ein Spiel bedeuten eine enorme Belastung für den Körper.» Hinzu kämen die vielen Reisen. Carneiro wurde einst bekannt, weil sie sich mit Trainer José Mourinho angelegt hatte.

Samstag, 14. März, 17.57 Uhr
«The Telegraph» vermeldet, die Fussball-EM 2020 könnte im Dezember gespielt werden. Gibt es nach der Winter-WM 2022 in Katar jetzt auch noch eine Winter-EM?

Samstag, 14. März, 20.15 Uhr
Das Team des chinesischen Erstligisten Wuhan Zall FC kehrt nach eineinhalb Monaten Exil in Spanien endlich in ihre Heimat zurück. In China sei es inzwischen sicherer als in Europa, heisst es vor ihrer Abreise. «Das Problem ist jetzt hier», erklärt Trainer José Gonzalez gegenüber «AS», «die chinesische Liga will im Mai den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Und nach der Ankunft werden wir zunächst in Quarantäne gehen müssen. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich zurück.» Vor dieser verrückten Woche hätte wohl niemand geglaubt, dass möglicherweise in China der Ball bald wieder rollt und in Europa für lange Zeit nicht.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Team Schweiz

Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser

Stellen wir uns vor, der Kampf gegen das Coronavirus sei ein Fussballspiel. Wir haben die erste Halbzeit verschlafen. Wurden überrumpelt von überfallartigen Angriffen. Von rechts, von links, von allen Seiten. Ja, wir liegen gegen diesen unsichtbaren, aber brandgefährlichen Gegner in der Pause im Rückstand.

Wie kehrt man ein Spiel, in dem man die erste Halbzeit verschlafen hat? Mit einer neuen Taktik, mit Solidarität. Vom Mittelstürmer bis zum Ersatzspieler. Nur mit mannschaftlicher Geschlossenheit wird dieses Spiel zu gewinnen sein. Sportliche Tugenden sind gefragt wie nie. Ja, der Spitzensport wird in den nächsten Wochen und Monaten komplett lahmgelegt. Was noch nicht abgesagt wurde, wird abgesagt.

Der wirtschaftliche Schaden ist gigantisch und wird uns noch Jahre beschäftigen. Es gab den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in München. Es gab Boykotte im Kalten Krieg, es gab die schrecklichen Dramen von Heysel und von Sheffield. Aber nichts wird derart massive Langzeitfolgen haben wie dieses heimtückische Virus.

Aber der Sport lehrt uns auch dies: Nach Tiefschlägen und Rückschlägen steht der Sportler wieder auf. Er kommt zurück. Vielleicht sogar gestärkt. Der Sportler weiss, dass es nicht nur aufwärtsgehen kann. Dass die Niederlage dazugehört. Sie macht auch demütig. Darum hilft es, in dieser schweren Zeit Sportler zu sein. Wir gehen zwar räumlich auf Distanz. Müssen aber trotzdem ein Team bilden. Wir müssen eine gemeinsame Schweizer Nationalmannschaft mit acht Millionen Spielern sein.

Dann kehren wir dieses Spiel in der zweiten Halbzeit.

Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser

Stellen wir uns vor, der Kampf gegen das Coronavirus sei ein Fussballspiel. Wir haben die erste Halbzeit verschlafen. Wurden überrumpelt von überfallartigen Angriffen. Von rechts, von links, von allen Seiten. Ja, wir liegen gegen diesen unsichtbaren, aber brandgefährlichen Gegner in der Pause im Rückstand.

Wie kehrt man ein Spiel, in dem man die erste Halbzeit verschlafen hat? Mit einer neuen Taktik, mit Solidarität. Vom Mittelstürmer bis zum Ersatzspieler. Nur mit mannschaftlicher Geschlossenheit wird dieses Spiel zu gewinnen sein. Sportliche Tugenden sind gefragt wie nie. Ja, der Spitzensport wird in den nächsten Wochen und Monaten komplett lahmgelegt. Was noch nicht abgesagt wurde, wird abgesagt.

Der wirtschaftliche Schaden ist gigantisch und wird uns noch Jahre beschäftigen. Es gab den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in München. Es gab Boykotte im Kalten Krieg, es gab die schrecklichen Dramen von Heysel und von Sheffield. Aber nichts wird derart massive Langzeitfolgen haben wie dieses heimtückische Virus.

Aber der Sport lehrt uns auch dies: Nach Tiefschlägen und Rückschlägen steht der Sportler wieder auf. Er kommt zurück. Vielleicht sogar gestärkt. Der Sportler weiss, dass es nicht nur aufwärtsgehen kann. Dass die Niederlage dazugehört. Sie macht auch demütig. Darum hilft es, in dieser schweren Zeit Sportler zu sein. Wir gehen zwar räumlich auf Distanz. Müssen aber trotzdem ein Team bilden. Wir müssen eine gemeinsame Schweizer Nationalmannschaft mit acht Millionen Spielern sein.

Dann kehren wir dieses Spiel in der zweiten Halbzeit.

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