Auf dem Platz ist Roger Federer (34) derzeit weniger gefordert als in seinen eigenen vier Wänden. Nach dem 6:2, 6:1, 6:4-Sieg gegen den Belgier David Goffin (25, ATP 16) steht der Baselbieter zum zwölften Mal in den Viertelfinals der Australian Open. Mehr zu tun hat Federer zu Hause. Seine Zwillingsmädchen Charlene und Myla sind sechs Jahre alt und stellen viele Fragen. Ihnen ist es egal, dass der Papi gestern Nacht erst um halb drei Uhr ins Bett kam.
«Momentan sind wir sehr mit Erziehungsfragen beschäftigt. Das ist eine Herausforderung für mich und Mirka», verrät Federer. «Ich habe meinen Mädchen gesagt, dass sie im Leben alles sein können, was sie wollen, dass sie dafür aber hart arbeiten müssen. Sie müssen wissen, dass nichts von alleine kommt.» Er selber geht mit gutem Beispiel voran. «Ich habe ihnen erklärt, dass ich nach all den Jahren immer noch hart trainiere und mich noch immer verbessern möchte.»
Trotzdem kann der Ernst des Lebens auch einmal warten. «Im Training haben die Mädchen mir gesagt, ich solle den Trick machen, bei dem ich in die eine Richtung schaue und den Ball in die andere spiele», erzählt Federer. Wie er das einst in Madrid gegen Ernests Gulbis getan hat.
«Ich sagte okay, aber das ist nicht so einfach, wie es aussieht. Aber sie haben mir gute Tipps gegeben. Sie sind gute Trainer. Sie haben mir auch gesagt, ich solle näher an die Linien heran spielen.»
Federer beschäftigt sich aber auch mit den Schattenseiten seines Lebens auf der Tennis-Tour. «Es wäre toll, für drei Monate das gleiche Bett zu haben und länger in der Schweiz zu sein. Wir könnten mehr aufs Land fahren und die Kinder in die normale Schule schicken. Aber wir kennen es nicht anders und haben unterwegs immer viel Besuch. Sie sind immer beschäftigt und haben viele Freunde, das ist sehr wichtig.»
Nicht ganz so viele Gedanken muss er sich zu seinem Viertelfinal-Gegner Tomas Berdych (29, ATP 6) machen. Auf den Tschechen ist Federer schon 21 Mal getroffen und hat eine 15:6-Bilanz. Geheimnisse gibt es zwischen ihnen keine. «Wir werden beide aggressiv spielen. Das wird ein guter Match.» Und wenn Federer verlieren sollte? Dann warten zu Hause fragende Kinder, die ihn sicher schnell wieder auf andere Gedanken bringen.