Der Halbfinal-Tag der «Gerry Weber Open» steht ganz im Zeichen «Alt gegen Jung». Roger Federer (35) und Richard Gasquet (31) werden von den Vertretern der nächsten Generation, Karen Chatschanow (21) und Alexander Zverev (20), herausgefordert.
Der Schweizer beginnt – und spielt gegen den Emporkömmling aus Russland alsbald die wertvolle, langjährige Erfahrung auf seinem Lieblingsbelag Rasen aus. Zwar beeindruckt Chatschanow mit einer knallharten Vorhand, als wolle er mit ihr jeden Grashalm auf dem Centre Court einzeln abmähen. Im ersten Satz gelingt es ihm sogar, Federer das erste Break abzunehmen. Aber der achtfache Halle-Champ schlägt sofort zurück und lässt sich den ersten Durchgang nicht nehmen: 6:4.
Tappte Roger vor dem Match noch im Ungewissen, was die Spielart des jungen Gegners anbelangt, so hat er sich nun darauf eingestellt. Der sogenannte «Next Gen»-Spieler Chatschanow geht zuweilen etwas zu viel Risiko ein. Der 35-jährige Altmeister variiert mit vielfältigerem Repertoire besser. Das benötigte Break fällt zum 5:4.
Dumm nur, dass es sich Roger mit einer kurzen Konzentrationsschwäche gleich wieder nehmen lässt. Nachdem er gar zwei Satzbälle für den Russen abwehren muss (!), nimmt er den Umweg über den Tie Break. Nach knapp eineinhalb Stunden besiegelt der Publikumsliebling das Match dennoch.
Es ist sein 58, Sieg in Halle. «Es war sehr ungewiss gegen einen unbekannten Spieler. Seine Vorhand ist ein bisschen wild. Aber es wurde wie erwartet ein schwieriges Match. Ich war viel in der Defensive – darum bin ich jetzt auch ein bisschen müde. Sport treiben hilft natürlich. Und viel Schlaf – von dem kann man nie genug haben – und oft in die Natur rausgehen», sagt er.
Federer steht im ostwestfälischen Halle zum elften Mal im Final! Dort trifft er am Sonntag um 13 Uhr auf den deutschen Newcomer-Star Alexander «Sascha» Zverev, der ihn im letztjährigen Halbfinal hier geschlagen hat – es ist der absolute Traumfinal für die Deutschen. Der 20-jährige Zverev ist bereits die Nummer 12 der Welt.
Als Favorit tritt Federer im Halle-Final eh an. Nur zweimal hat er hier an dieser Stelle verloren – 2012 gegen Tommy Haas und 2010 gegen Lleyton Hewitt. Was für Rafael Nadal seine «Decima» in Paris, ist für den Rasenkönig «s'Nüni» in Halle. Nirgends sonst hat er an einem Turnier so viele Titel gewonnen. Am Heim-Event in Basel sind es «nur» sieben. Wie in Wimbledon, wo er ebenfalls – mit Idol Pete Sampras – Rekordhalter ist.