Sein Ruf ist ohnehin seit Jahren ramponiert. Doch was sich Bernard Tomic bei seiner Niederlage in Madrid gegen Fabio Fognini leistet, markiert auch in seiner Sündenkartei einen neuen Tiefpunkt. Als sein Gegner zum Match serviert, versucht er, den Ball mit dem Griff seines Schlägers zu retournieren. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Seiner Unlust verleiht er auch nach der Niederlage Ausdruck. «Dieser Matchball interessiert mich nicht. Würde es dir nicht auch so gehen, wenn du 23-jährig und über zehn Millionen Dollar wert wärst?», reagiert er danach auf Fragen gereizt. Novak Djokovic kritisiert ihn daraufhin scharf: «Ihm fehlt die richtige Einstellung.» Er ist nicht der Einzige.
Beispiel Nick Kyrgios. Vor einem Jahr schenkt er in Wimbledon ein ganzes Game ab. Er provoziert mit einem farbigen Stirnband die Gralshüter des weissen Sports. Und im Herbst beleidigt er Stan Wawrinka übel. In Melbourne telefoniert er im gemischten Doppel auf dem Platz. Immerhin: Seither hat Kyrgios eine Läuterung durchgemacht.
Beispiel Fabio Fognini. Eine Runde nach dem Sieg gegen Tomic scheidet der heissblütige Italiener nach 5:3-Führung im dritten Satz aus, nachdem er einen Strafpunkt kassiert hat. Zuvor hatte er sich in der Wortwahl vergriffen. Den Handschlag mit dem Schiedsrichter verweigert er. Verhöhnt ihn dafür mit einem ironisch nach oben gestreckten Daumen.
Beispiel Ivan Dodig. Vergangene Woche streikt er nach einem strittigen Entscheid und beschimpft den Schiedsrichter mit einem «Shame on you» (Schande über dich). Dann will der Kroate eine Toiletten-Pause beanspruchen. Weil der Schiri diese verweigert, greift der Kroate zur Fäkalsprache. «Soll ich etwa auf den Platz scheissen?», fragt Dodig.
Beispiel Grigor Dimitrov. Im Istanbul-Final vom Sonntag zerlegt er innert kürzester Zeit gleich drei Rackets, kassiert mit dem letzten wissentlich ein Strafgame und verliert den Final. Danach kriecht der Bulgare in den sozialen Netzwerken vor Anhängern und Zuschauern zu Kreuze. Trotzdem nicht die feine Art, Grigor Dimitrov.
Bleibt anzumerken, dass die Tennis-Spieler auch früher keine Heiligen waren. Der Unterschied: Heute fangen Kameras, Mikrofone und Zuschauer mit ihren Telefonen jede Regung, jedes Murmeln und jedes Fluchen ein. Und Emotionen sind ja unter dem Strich genau das, was die Zuschauer sehen wollen.