Nach dem Einzel-Auftritt ihres tschechischen Heimstars Tomas Berdych, der 6:4, 6:7, 6:10 gegen Australiens Hitzkopf Nick Kyrgios verliert, ist es endlich soweit: Es kommt zum lang ersehnten Höhepunkt des Laver Cups – der Weltpremiere von Federer/Nadal im Doppel!
Schon immer nahmen die beiden besten Spieler aller Zeiten sich das mal vor. Nun, vereint für Europa, ist es soweit. Und obwohl beide nur wenig – Federer gar seit zwei Jahren nicht mehr – diese Disziplin üben, meistern die beiden Langzeit-Rivalen die Aufgabe unter grossen Erwartungen hervorragend.
Nicht nur sehen der rechtshändige Schweizer und der spanische «Leftie» in ihren blauen Team-Tenüs und weissen Stirnbändern wie Zwillinge aus. Sie haben sichtlich Freude, für einmal nicht Erzfeinde um grosse Titel zu sein. Ganz zu schweigen vom Spass der Fans. Roger: «Es war so viel Spass! Ein einzigartiger Moment für und beide.»
Nach einem tollen Startsatz und einem Einbruch in Satz 2 besiegen die Superstars Roger und Rafa das Duo Querry/Sock mit einem überlegenen Match-Tiebreak 6:4, 1:6, 10:5. Zusammen mit ihren Einzelsiegen gegen die gleichen Gegner sichern sie damit sechs Punkte für «Team Europa», das nach der Niederlage von Heimstar Tomas Berdych gegen den Australier Nick Kyrgios nun 9:3 führt.
Beide auch in Einzel top
Im Federer-Tempo weist auch Nadal seinen Gegner der Gruppe Welt in seine Grenzen: 6:3. Zunächst. Denn anders als Querrey gibt sich Sock nicht so schnell geschlagen, findet zu seinem Spiel und gewinnt den zweiten Satz seinerseits mit 6:3. Es entscheidet nun der Match-Tiebreak – und der verläuft ähnlich ausgeglichen. Doch am Ende sehen wir Rafa strahlen – 10:8 hat er den siebten Punkt für sein Team Europa geholt!
«Roger ist frisch und wollte möglichst früh spielen», sagte der Europa-Captain Björn Borg bei der Präsentation seiner Spieler-Aufstellung. Und so eröffnet Federer den zweiten Tag, an dem die Matches doppelt zählen und damit wertvoller sind als die gestrigen. Mit einer 3:1-Führung geht sein Team in den Tag. Und der Schweizer benötigt nur 69 Minuten, um sie gegen den derzeit bestklassierten Amerikaner Sam Querrey (ATP 16) auf 5:1 auszubauen.
Die insgesamt acht Stunden, in denen Roger am Vortag auf dem Team-Sofa sass und seine Mannschafts-Kumpels leidenschaftlich anfeuerte, haben ihm scheinbar nicht zugesetzt. Im Gegenteil: Der 36-jährige Federer wirkt bei seiner Premiere auf dem schwarzen Court der bis auf den letzten der 17'000 Plätze gefüllten O2-Arena voller Tatendrang und Spiellust. Anders als sämtliche seiner Vorgänger hier musste er nicht über einen Tie-Break. Im ersten Satz nimmt er seinem Gegner den starken Aufschlag einmal ab, im zweiten sogar zweimal.
Beim 6:4, 6:2 wirkt Roger wie beflügelt. Von «seinem» Anlass für Tennis-Legende Rod Laver, der ihm so sehr am Herzen liegt. Von Captain Borg auf der Bank, der ihm gar nicht viel sagen muss, aber bei jeder Gelegenheit abklatscht. «Ich hatte eine tolle Zeit vor meinen alten Helden», sagt er.
Und natürlich auch vor seinen Freunden im Team. Herrlich zu sehen, wie Rafael Nadal schmunzelnd einen Super-Stopp bestaunt, oder Alexander «Sascha» Zverev nach einem traumhaften Rückhand-Passierball die Fäuste in den Himmel streckt.
Die Rücken-Probleme, die Federer seit seiner Final-Niederlage gegen den Deutschen in Montreal plagten und ihm auch die US Open erschwerten, scheinen von gestern. «Ich hatte keine Muskelbeschwerden», bestätigt er. Seine Gala ist angesichts der kurzen Trainingsphase – erst diese Woche griff Roger wieder zum Racket – schlicht erstaunlich.
Der Laver Cup geht am Sonntag in die letzte Runde. Und trotz europäischer Dominanz hat der Rest der Welt dank dem schlauen Modus noch Siegeschancen. Am Sonntag zählt jedes gewonnene Match (ein Doppel, drei Einzel, Start 12 Uhr) drei Punkte. Europa braucht dem entsprechend für den Triumph noch zwei Siege, um auf das Total von 13 Punkten zu kommen. Die Aufstellung ist erst am Vormittag bekannt.