Mit Erwartungsdruck umzugehen ist eine der grössten Herausforderungen für junge Sportler. Besonders dann, wenn sie wie Coco Gauff als Megatalent gelten. «Mein ganzes Leben lang war ich immer die Jüngste, die Dinge tat, was zu einem Hype führte, den ich nicht wollte», gesteht die 16-Jährige gegenüber dem Online-Portal «Behind the Racquet». Gleichzeitig erhöhte dies den Druck, den die Amerikanerin brauchte, um schnell gute Resultate zu erzielen.
Längere Pause stand im Raum
Diese waren auch nicht das Problem, als die damals 13-Jährige 2017/18 zu hadern beginnt. «Plötzlich hatte ich keinen Spass mehr an dem, was ich liebte. Mir wurde klar, dass ich anfangen musste, für mich selbst und nicht für andere zu spielen. Etwa ein Jahr lang war ich wirklich deprimiert. Das war das bisher härteste Jahr für mich.»
In all der Zeit weiss sie, dass sie Tennis spielen will. Trotzdem denkt sie darüber nach, ein Jahr Pause einzulegen. «Ich war einfach verloren. Ich war verwirrt und dachte zu viel darüber nach, ob es das war, was ich wollte oder was andere wollten.» Auf die Auszeit hat Gauff letztlich verzichtet. Aber sie hat gelernt, mehr auf sich zu schauen und in sich hinein zu hören. «Es brauchte viele Momente, in denen ich da sass, nachdachte und weinte.» Aber genau das war nötig, um diesen Tiefpunkt zu überwinden. «Ich ging gestärkt daraus hervor und kenne mich besser denn je.»
«Ich betrachte sie immer noch als meine Idole»
Wie gestärkt, zeigt Gauff 2019 auf der ganz grossen Tennis-Bühne. In Wimbledon kämpft sie sich erstmals durch die Qualifikation ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Dort bezwingt sie in der Startrunde die grosse Venus Williams (39) und stösst bis in die Achtelfinals vor. Rund drei Monate später feiert sie in Linz (Ö) ihren ersten Turniersieg auf der WTA-Tour.
«Wenn ich jetzt auf dem Platz stehe, bin ich einfach sehr dankbar, dass ich da draussen bin», sagt sie gegenüber «Behind the Racquet». Dass sie als amerikanisches Wunderkind mit Serena und Venus Williams verglichen wird, mag sie aber nicht. «Es fühlt sich nicht richtig an, ich betrachte sie immer noch als meine Idole», so Gauff. «Natürlich hoffe ich, dahin zu kommen, wo sie sind, aber sie sind die beiden Frauen, die mir den Weg weisen, weshalb ich niemals sie sein kann.»
Vorerst ist ihr Aufstieg gestoppt. Nachdem Gauff anfangs Jahr auch bei den Australian Open in den Achtelfinals steht, wird das Wunderkind momentan aufgrund der Corona-Krise ausgebremst. (bir)