Roger Federers Traum vom achten Wimbledon-Titel platzt. Er unterliegt dem Kanadier Milos Raonic (25, ATP 7) mit 3:6, 7:6, 6:4, 5:7, 3:6. Der siebenfache Sieger verliert auch zum ersten Mal überhaupt bei seinem Lieblingsturnier einen Halbfinal. Raonic hingegen steht nach drei Halbfinal-Niederlagen erstmals im Final eines Grand-Slam-Turniers.
«Du bist nur so gut wie dein zweiter Aufschlag», sagt Federer nach seinem Viertelfinal-Sieg, bei dem er drei Matchbälle abwehrt und bezeichnet diesen Schlag als Schlüssel zum Erfolg. Doch gleich bei der ersten Breakchance Raonics unterläuft ihm ein Doppelfehler – es ist erst der dritte im gesamten Turnier und bedeutet den Satzverlust.
«Dieser Aufschlag ist beängstigend», sagt BBC-Kommentator und Raonic-Trainer John McEnroe (57). Zwar gewinnt Federer als Rückschläger mehr Punkte als sein Gegner, zu Breakchancen kommt er aber nicht. Wie Geschosse und mit über 230 Kilometern in der Stunde kommen die Aufschläge des 1,95-Meter-Mannes auf ihn zu. Pausenlos.
Doch Federer, dessen Trainer Ivan Ljubicic (37) bis Ende des letzten Jahres seinen Gegner betreut hatte, beginnt den Aufschlag Raonics immer besser zu retournieren. Er gewinnt den zweiten Satz im Tiebreak und schafft beim Stand von 3:3 im dritten Durchgang seinen ersten Service-Durchbruch – das allerdings erst im sechsten Anlauf.
Allerdings verpasst Federer im vierten Durchgang drei Chancen, Raonic den Aufschlag abzunehmen. Als er beim Stand von 5:6 und 40:0 zum Einzug ins Tiebreak serviert, lässt er sich den Aufschlag abnehmen. Wie im dramatischen Viertelfinal gegen Marin Cilic muss Federer erneut in einen fünften Satz. Diesmal mit dem schlechteren Ende.
Bezeichnend die Szene beim Stand von 1:2 aus seiner Sicht. Federer spielt einen Volley in voller Streckung noch ins Feld, gleitet aber aus und bleibt mit dem Gesicht auf dem Rasen liegen. Bange Momente, zumal Federer sich das linke Knie hält, in dem er sich zu Beginn des Jahres den Meniskus gerissen hatte. Der Anfang seiner Pechsträhne.
Zwar kehrt Federer noch einmal zurück und wehrt einen ersten Breakball ab, doch dann nimmt Raonic dem Schweizer doch noch den Aufschlag ab. Es passt zu einem Jahr, das geprägt ist von Verletzungen und Krankheiten und in dem Federer zum ersten Mal seit 16 Jahren nach Wimbledon noch ohne einzigen Turniersieg dasteht.
Raonic trifft in seinem ersten Grand-Slam-Final am Sonntag auf den Schotten Andy Murray (29, ATP 2), dem er im Halbfinal der Australian Open in fünf Sätzen unterlegen war. Murray setzt sich in seinem Halbfinal in drei Sätzen gegen den Tschechen Tomas Berdych durch.